Wenn sich das
Abwasser im Kanal staut, dann drängt es nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren auch in die angeschlossenen Hausanschlussleitungen zurück. Es kann dort bis auf das Niveau der Straßenoberkante ansteigen, bis ein Ausströmen über den Straßenablauf "Kanäle" erfolgt, die Straße selbst überflutet und das
Wasser über die Kellerfenster in die Räume strömt (s. B. bei Hochwasser). Die
Rückstauebene ist dementsprechend als höchste Ebene definiert, bis zu der das
Wasser in einer Entwässerungsanlage ansteigen kann. Die Straßenoberkante ist normalerweise die
Rückstauebene. Abweichende
Regelungen können jedoch in Ortssatzungen angegeben werden.
Rückstau kann vielfältige Ursachen haben:
- starker Niederschlag
- zu geringe Leitungsquerschnitte
- kurzfristige hohe Spitzenlasten (Halbzeit/Ende bei Fußballspielen)
- Rohrbruch bzw. Kanalschaden
- unplanmäßige Einleitungen, z.B. bei Feuerwehreinsätzen
- Reparaturarbeiten (Absperrung, Umleitung)
- Verstopfung/Querschnittsverengung
- Pumpenausfall bei Zwischenpumpwerken
Liegt eine Ablaufeinrichtung niedriger als die
Rückstauebene, so sind anlagentechnische Maßnahmen einzubauen, die eine Überflutung des Raumes sicher verhindern. Rückstauverschlüsse oder eine automatische
Abwasserhebeanlage mit Rückstauschleife bietet hier den optimalen Schutz. Die Schleife muss dabei höher als die
Rückstauebene liegen.
Rückstausicherungen verschließen dem
Abwasser den Weg zurück ins Gebäude. Diese sollten in trockenen Schächten eingebaut werden.
Rückstausicherungen müssen zwei voneinander unabhängige Verschlüsse besitzen:
1. einen automatischen Hauptverschluss
2. einen Notverschluss (von Hand zu betätigen)
Der Einbau von mechanischen handbedienten oder elektrisch betriebenen Rückstauverschlüssen ist in Ausnahmefällen zulässig. Es müssen jedoch vier Bedingungen für den Einbau erfüllt sein:
- die Räume dienen untergeordneter Nutzung und werden nur gelegentlich betrieben (z.B. Hobby- oder Partyraum)
- wesentliche Sachwerte können nicht zerstört werden
- es steht ein WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung und der Benutzerkreis ist klein
- bei Rückstau kann auf die Benutzung der Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene verzichtet werden
Hebeanlagen sind vollautomatische, gesicherte Anlagen. Das
Abwasser wird in einen Behälter geleitet und mithilfe einer
Pumpe über die
Rückstauebene gepumpt.
Hebeanlagen müssen 60 cm frei stehend neben und über allen zu bedienenden Teilen eingebaut werden, damit
Wartungsarbeiten ausgeführt werden können.
Sie müssen immer eingebaut werden,
- wenn Räume zu dauernden Wohnzwecken genutzt werden (Einliegerwohnung)
- wenn Lagerung hochwertiger Wirtschaftsgüter im Keller erfolgt
- wenn auf die Ablaufstellen nicht verzichtet werden kann (Gaststätten-WC)
- bei Überläufen von Regenwassersammelbehältern, die in einen Mischwasserkanal eingeleitet werden müssen