Rohrgewinde werden in zwei verschiedene Abdichtungsarten unterschieden.
- Das Rohrgewinde nach DIN EN 10226 "Rohrgewinde für im Gewinde dichtende Verbindungen - Teil 1: Kegelige Außengewinde und zylindrische Innengewinde - Maße, Toleranzen und Bezeichnung" (frühere DIN 2999) mit kegeligem Außengewinde (R) und zylindrischem Innengewinde (Rp) ist für eine im Gewinde dichtende Verbindung ausgelegt. Um eine dichte Verbindung sicherzustellen, kann ein geeignetes Dichtmittel (z. B. Hanf, Teflonband) im Gewinde verwendet werden. Das Rohrgewinde DIN EN 10226 ist auch als BSPT (British Standard Pipe Taper) Whitworth-Rohrgewinde bekannt.
- Das Rohrgewinde nach DIN EN ISO 228 "Rohrgewinde für nicht im Gewinde dichtende Verbindungen - Teil 1: Maße, Toleranzen und Bezeichnung" (frühere Whitworth-Rohrgewindenormung DIN 259). Zylindrisches Innen- und zylindrisches Außengewinde (G) ist für nicht im Gewinde dichtende Verbindung ausgelegt. Das Gewinde wird hauptsächlich zur mechanischen Verbindung von Fittings und Armaturen eingesetzt. Eine Abdichtung der Verbindung erfolgt durch das Gegeneinanderpressen zweier Dichtflächen außerhalb der Gewinde und durch Einlegen einer geeigneten Dichtung.
Das zylindrische Rp-Innengewinde DIN EN 10226 hat die gleichen Nennmaße für die Gewindedurchmesser und das Gewindeprofil wie das zylindrische G-Innengewinde nach DIN ISO 228. Aber das G-Innengewinde hat im Kern- und Flankendurchmesser nur positive Abmaße (bei der DIN EN 10226 +/- Toleranz). Deshalb kann ein DIN EN 10226-kegliches Außengewinde in ein ISO 228-G-zyydrisches Innengewinde eingeschraubt werden, jedoch lässt sich das Außengewinde ca. 1 Gewindegang weiter einschrauben und es entsteht aufgrund der großen Kerndurchmessertoleranz beim G-Gewinde ein größerer Freiraum zwischen den Gewindespitzen und somit ein größerer Leckpfad.
Ein zylndrisches G-Außengewinde sollte auf keinen Fall mit Rp-Innengewinde kombiniert werden, da das Innengewinde zu eng sein kann.
Eine
fachgerechte Gewindeverbindung wird durch Gewinde nach EN 10226-1:2004-10 mit der Paarung R/Rp erreicht, wobei mit
R das
konische Außengewinde (Kegel 1:16) und mit
Rp das
parallele Innengewinde bezeichnet werden. Dieses Gewinde ist auch in
ISO 7/1 genormt.
Die Dichtwirkung wird theoretisch dadurch erzielt, dass sich die Gewindeflanken des konischen Außen- und des parallelen Innengewindes in einem durch die Fertigungstoleranzen bestimmten Bereich berühren und somit eine metallische Dichtung stattfindet. Zum Ausgleich von Oberflächenrauigkeiten sowie zum Ausgleich von Fertigungstoleranzen (Flankenwinkel, Steigung) wird ein zusätzliches Dichtmittel verwendet. Dies ist in der klassischen Form Hanf als Dichtmittelträger, der mit einem für die Trinkwasser- und Gasinstallation zugelassenen Dichtmittel (wie z. B. neo-fermit) eingestrichen und geschmeidig gemacht wird. Das Dichtmittel verhindert auch das "Austrocknen" der Hohlräume und somit das Eindringen von Wasser oder Feuchtigkeit. Dadurch können die Teile nicht zusammenrosten (Spaltkorrosion).
In Anlagen (Heißwasser-, Hochdruckdampf- und Solaranlagen) bis 160 °C und 16 bar wird z. B. Hochdruck-Fermit eingesetzt. Ein neuer patentierter Fermit-Gewindedichtfaden aus 100 % Polytetrafluoroethelyne (P.T.F.E.) zur Abdichtung von Metall- und Kunststoffgewinden ist chemisch Resistenz gegen die aggressivsten Chemikalien, Lösungsmittel und Säuren und bei Temperaturen von -200 °C bis +240 °C einsetzbar. Gewindeverbindungen in Heizölanlagen sollten nicht mit Hanf, sondern mit Flüssigdichtstoff (z. B. Fermitol) hergestellt werden.
Ein Außengewinde darf nur auf nahtloses und geschweißtes mittelschweres und schweres Gewinderohre (DIN EN 10255 alt: DIN 2440 / 2441) geschnitten werden. Hier sind die Wanddicken ausreichend.
Herstellen einer Rohrgewindeverbindung
Wird zum Schneiden des Rohrgewindes eine verstellbare Schneidkluppe benutzt, so ist die Gewindegröße auf Sollmaß einzustellen. Danach ist das Rohrgewinde einzuhanfen. Hierbei ist der Hanf so sparsam aufzutragen, dass die Gewindespitzen noch sichtbar sind. Anschließend ist ein Dichtmittel auf den Hanf aufzutragen, wodurch der Hanf geschmeidig wird. Dann ist der Fitting von Hand so weit wie möglich (ca. 2/3 der Gesamtgewindelänge) auf das Rohrende aufzuschrauben. Hierbei sollen sich die Gewindeflanken von Außen- und Innengewinde berühren. Anschließend ist der Fitting mit einem geeigneten Werkzeug bis zum Anschlag auf das Rohrgewinde zu schrauben. Am Ende sind immer noch 2 Gewindegänge sichtbar.
Dichtungshanf, auch Werg genannt, ist auch heutzuutage immer noch "das" Abdichtungsmittel für Rohrgewinde bei der Wasser- und Gasinstallation in Verbindung mit einer zur Anlage passender pastösen Dichtungspaste (z. B. Fermit) eingesetzt.
Der Hanf quillt bei dem Kontakt mit Wasser bzw. Feuchtigkeit auf. Dadurch sind leichte Bewegungen in der Dichtungsfuge möglich und ungenaue Passungen der konischen Fittings und Rohrgewinde aus Stahl werden ausgeglichen. Ein Fitting bzw. eine Verschraubung kann nachkorrigiert (1/4-Umdrehung) werden, ohne dass die Verbindung undicht wird. Hanf kann in Trinkwasser- (bis 16 bar), Heizungs- (bis 7 bar) und Gasanlagen (bis 5 bar) mit einem geeigneten Dichtungsmittel (z. B. Neo Fermit Universal) bis 130 °C und z. B. mit Hochdruck-Fermit auch in Heißwasser-, Hochdruckdampf- und Solaranlagen bis 160 °C und 16 bar eingesetzt werden.
Der Streit, wann das Dichtungsmittel zugeführt werden muss - vor oder nach dem Einhanfen - wird wohl nie beendet.
Ein Gewaltbruch des Fittings, verursacht durch unsachgemäße Montage – also zu tiefes Einschrauben des konischen Außengewindes – ist als ein Montagefehler anzusehen und fällt somit nicht in den Bereich der Gewährleistung.
Auch heutzutage werden immer noch Gewindefittings verwendet. Die Gewinde für Rohre, Armaturen, Fittings und sonstige Rohrleitungsteile sind international und national genormt. Die Größenangaben der Fittings (z. B. R 1/2 alt; 1/2" [Zoll]) verhält sich parallel mit den Nennweitenangaben der Rohre (z. B. DN 15). Im Gegensatz zu den "neumodischen" Fittings in der Kunststoff- und Verbundrohrinstallation haben die Gewindefittings keine Querschnittsverengungen und dadurch geringe Widerstände.
Bei den Gewindearten unterscheidet man zwischen
- Anschlussgewinden: Diese Rohrgewinde dichten im
Gewinde gemäss ISO 7-1 bzw. prEN 10226-1 (die in der jeweils gültigen
nationalen Ausgabe, DIN 2999, BS 21)
- Befestigungsgewinde: Diese Gewinde dichten nicht im Gewinde gemäss ISO 228-1
Daraus ergibt sich der
Unterschied, dass das
Rohrgewinde nach
ISO 7-1 im Gewinde gedichtet wird, und zwar überwiegend durch
metallische Pressung (kegelig/zylindrisch) der im dichtenden Bereich gänzlich formschlüssigen Gewindeflächen, wobei durch
Dichtmittel (
Hanf/Fermit, Teflonband) die Dichtwirkung verbessert und die Hohlräume luft- und wasserdicht werden.
Das
Rohrgewinde nach
DIN ISO 228-1 ist ein rein
mechanisches Befestigungsgewinde. Die
Abdichtung, der damit zu verbindenden Teile, erfolgt über
Weichdichtungen (Flach-, Quetschdichtungen) oder über
metallische Passflächen.
Da
lösbare Verbindungen
(
Verschraubungen, Langegewinde) durch
Verwindungen und
thermischen
Beanspruchungen undicht werden können, dürfen sie
nicht verdeckt bzw.
"
unter Putz" verlegt werden. Sie müssen mit dem jeweilig notwendigen
Werkzeug zugänglich sein. Ein wenig
Fermit auf die
Gewindegänge der Überwurfmutter und auf den Konus führen dazu, dass man
diese Verbindung auch Jahre später problemlos wieder lösen kann. Alte
Verschraubungen bzw. Gewinde lassen sich durch das Erwärmen mit
Heißluft, oder besser mit einer Flamme, auch ohne Gewaltanwendung wieder
lösen.
Das zylindrische, lange Gewinde des Langnippels wird nicht eingehanft. Die Muffe wird zur Rohrverbindung auf das normal eingehanfte Rohr geschraubt. Dann wird eine Hanfsträhne zur Schnur gerollt, mit Dichtmittel bestrichen, vor und in die Ausfräsung der Muffe rund um den Rohrnippel gelegt und die Gegenmutter fest angezogen. Diese Verbindungsart gilt nicht als unlösbare Rohrverbindung.
Diese Verbindungsart wird wie auch die Doppelnippel nur noch in alten Anlagen eingesetzt.