Allgemeines
Die oft vertretene Ansicht, keramische
Bodenbeläge seien für eine
Fußbodenheizung besser geeignet als solche aus Holz, Kunststoff oder Teppich, ist nur teilweise richtig. Bei der Kombination von
Fußbodenheizungen und textilem
Bodenbelag kam es teilweise zu Reklamationen wegen zu geringer
Heizleistung, Überhitzung des Untergrundes oder lästiger
Geruchsentwicklung. Die Ursachen dafür waren teilweise auf mangelnde Information seitens der Teppichfachleute aber auch auf ungenügende Berechnung der
Heizleistung zurückzuführen. Vorerst muss festgehalten werden, dass Teppichböden an sich keine besonders wärmedämmenden Bauteile sind. Ein durchschnittlicher
Teppichboden (8 mm dick) hat einen durchschnittlichen
Wärmeleitwiderstand von R
λ = 0,10 (m
2 K) / W. Den gleichen Widerstand hat auch ein 22 mm dicker Eichenparkettboden oder eine 7 cm Hollziegelmauer. Die Frage, ob eine
Fußbodenheizung mit
Teppichboden ausgerüstet werden kann oder nicht, orientiert sich an der zu erbringenden
Heizleistung zur Erzielung der gewünschten Raumtemperatur. Andererseits dürfen die Oberflächentemperaturen des Belages die in
Fußbodenheizungsnorm
DIN EN 1264 genannten Werte nicht übersteigen und die in den Aufbauschichten auftretenden
Temperaturen die verwendeten Baustoffe nicht gefährden.
Wärmeleitwiderstand
Abb. 22.6. Wärmeleitwiderstände von Teppichböden in Abhängigkeit von der Dicke.
Ein Teppich hat gegenüber anderen Belagarten einen vergleichsweise großen
Wärmeleitwiderstand. Er wirkt quasi „isolierend“. Die meisten Teppichbeläge weisen einen
Wärmeleitwiderstand zwischen 0,06 – 0,18 (m
2K)/W auf. Untersuchungen des österreichischen Textilforschungsinstitutes Wien haben ergeben, dass zwischen der Dicke von Teppichen einschließlich eventueller Schaumrücken und dem
Wärmeleitwiderstand ein annähernd linearer Zusammenhang besteht (Abb. 22.6.). Schaumrücken und Teppich haben somit annähernd die gleiche
Wärmeleitzahl.
In der Praxis lässt man nur einen maximalen
Wärmeleitwiderstand des Belages von 0,15 (m
2K)/W zu. Im Planungsstadium ist oft nicht bekannt, ob überhaupt und wenn ja, welcher Teppich eingesetzt wird. Deshalb wird, abgesehen von wenigen Ausnahmen, oft bereits in der Planung ein
Wärmeleitwiderstand von R = 0,075 (m
2K)/W berücksichtigt. Grundsätzlich können auch Beläge mit größerem
Wärmeleitwiderstand eingesetzt werden. Allerdings sind die jeweiligen Bedingungen zu prüfen. Für die
Wärmeabgabe von der Heizrohrebene an den Raum ist die Summe der
Wärmeleitwiderstände aller Schichten oberhalb der Heizrohre (
Estrich,
Bodenbelag) Σ R
λ und der
Wärmeübergangswiderstand Rα(Oberfläche
Bodenbelag - Raum) verantwortlich. Bei der Auswahl von
Bodenbelägen ist daher zu berücksichtigen, dass ein textiler Belag mit einem Durchlasswiderstand von ca. 0,11 (m
2K)/W im Vergleich mit einem
Fliesenboden mit ca. 0,01 (m
2K)/W nicht etwa einen 11 mal so großen Gesamtwiderstand aufweist, sondern unter Einbezug der übrigen Schichten nur einen 50 % höheren. Der erhöhte Widerstand muss durch eine höhere
Temperatur des Heizwassers ausgeglichen werden. Diesem „Nachteil“ steht allerdings auch ein Vorteil gegen über.
Auswirkungen auf den Verlauf der Oberflächentemperatur
Abb. 22.7. Welligkeit der Oberflächentemperatur in Abhängigkeit vom Belag.
Ist die Heizung in Betrieb, so entsteht an der
Bodenbelagsoberseite eine Welligkeit der
Temperatur in der Form, dass jeweils oberhalb des
Rohres ein
Temperaturmaximum und zwischen den
Rohren ein Minimum erreicht wird. Bei einem
Bodenbelag mit geringem
Wärmeleitwiderstand kann diese
Wärme leicht abgegeben werden, so dass quer zum
Estrich nur ein geringer
Wärmestrom fließt. Die
Temperaturwelligkeit an der Oberfläche ist daher entsprechend groß. Wird ein wärmedämmender
Teppichboden verlegt, so entsteht eine bessere
Wärmeverteilung im
Estrich und somit eine geringere Welligkeit der Oberflächentemperatur (Abb. 22.7.).
Gemäß der
Fußbodenheizungsnorm
DIN EN 1264 soll im Aufenthaltsbereich die mittlere Oberflächentemperatur an der wärmsten Stelle (über dem Heizrohr) 29 °C nicht übersteigen. Ist die Welligkeit der
Temperatur beim
Teppichboden geringer, so liegt die mittlere Oberflächentemperatur höher und somit auch die spezifische
Wärmeleistung. Allerdings muss die
Vorlauftemperatur angehoben werden.
Einfluss der Temperatur auf den Bodenbelag
Abb. 22.9. Teppichsiegel: Für Fußbodenheizung geeignet. Symbol „Fußbodenheizung“
Zur Erzielung eines
Wärmestromes von 80 W / m
2 muss ein 50-70 mm dicker
Estrich auf ca. 28 °C Oberflächentemperatur aufgeheizt werden. Durch den dämmenden Einfluss eines durchschnittlichen Teppichs mit R
λ = 0,1 (m
2K)/W muss die Oberflächentemperatur des
Estrichs um 8 °C auf 36 °C angehoben werden, nur so stellt sich auf der Teppichoberseite die für eine
Wärmeleistung von 80W/m
2 geforderte
Temperatur von 28 °C ein. Bei einem
Teppichbodenbelag muss also auch die
Estrichmasse stärker aufgeheizt werden. Die erforderliche
Wärmemenge zur Aufheizung der
Estrichmasse muss im vorgenannten Beispiel sogar verdoppelt werden. Daraus resultiert beim
Teppichboden eine längere erforderliche Aufheiz- und Auskühlzeit.
Verarbeitungsrichtlinien
Bodenbelagsarbeiten mit elastischen und textilen
Bodenbelagstoffen sind nach
DIN 18365 auszuführen. Die Oberfläche des Heizestrichs unterliegt durch die temperaturabhängige starke Austrocknung einer besonderen Beanspruchung. Hieraus kann eine Vorbehandlung der
Estrichoberfläche erforderlich werden. Dazu sind von den Herstellern empfohlene Materialien einzusetzen.
Einfluss auf die Wärmespeicherung / Trägheit
Zur Erzielung eines
Wärmestromes von 80 W/m
2 muss ein 50-70 mm dicker
Estrich auf ca. 28 °C Oberflächentemperatur aufgeheizt werden. Durch den dämmenden Einfluss eines durchschnittlichen Teppichs mit R
λ = 0,1 (m
2K) / W muss die Oberflächentemperatur des
Estrichs um 8 °C auf 36 °C angehoben werden, nur so stellt sich auf der Teppichoberseite die für eine
Wärmeleistung von 80W/m
2 geforderte
Temperatur von 28 °C ein. Bei einem
Teppichbodenbelag muss also auch die
Estrichmasse stärker aufgeheizt werden. Die erforderliche
Wärmemenge zur Aufheizung der
Estrichmasse muss im vorgenannten Beispiel sogar verdoppelt werden. Daraus resultiert beim
Teppichboden eine längere erforderliche Aufheiz- und Auskühlzeit.
Klebstoffe
Für die Klebung von textilen Belägen dürfen nur solche Klebstoffe verwendet werden, die vom Hersteller als für „
Fußbodenheizung geeignet“ bezeichnet sind. Der Klebstoff muss bis 50 °C Dauertemperatur beständig sein. Im übrigen sind die fachlichen Regeln nach
DIN 18365 sowie die Verarbeitungs- und Verlegehinweise der jeweiligen Hersteller zu beachten.
Maßnahmen vor der Verlegung
Vor der Verlegung von textilen Belägen ist der Heizestrich gemäß
DIN 18365 zu spachteln. Hierzu sind von den Herstellern empfohlene, geeignete Spachtel- und Ausgleichsmassen zu verwenden. Rand- und Bewegungsfugen dürfen durch die Spachtelmasse in ihrer Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt werden.
Verlegung
Bei textilen Belägen ist vor der Verlegung auf eine für den jeweiligen Belag angemessene Temperierung zu achten. Textile
Bodenbeläge werden in der Regel geklebt. Die Klebung von textilen Belägen soll ganzflächig mittels geeigneter Klebestoffe und / oder Materialien erfolgen. Spannteppiche sind für
Fußbodenheizungen ungeeignet.
Pflege und Reinigung
Hinsichtlich der Pflege von Belägen sind die
Vorschriften der Hersteller zu beachten. Vor jeder Grundreinigung ist die
Fußbodenheizung abzuschalten. Sie darf erst nach dem völligen Abtrocknen der Beläge wieder in Betrieb genommen werden, um Streifen und Fleckenbildung zu vermeiden.