Bei im Estrich liegenden Heizrohren muss die Estrichdicke ca. 65 mm betragen. Herkömmliche unbeheizte Estriche müssen eine Mindestdicke von ca. 45 mm aufweisen. Die zur Herstellung eines dickeren beheizten Estrichs erforderliche Wassermenge ist deshalb auch höher als die Wassermenge, die zur Herstellung eines dünnen unbeheizten Heizestrichs erforderlich ist. Nach dem Einbau kann ein Estrich nur von seiner Oberseite her abtrocknen. Mit der Unterseite liegt er auf der Folie, die die Dämmschicht abdeckt. Wenn Estrich trocknet, schwindet er, d. h. er zieht sich zusammen.
Als Folge der unterschiedlichen Austrocknung zwischen Ober- und Unterseite kommt es zu unterschiedlichen Längenänderungen durch Schwindung, zu einem Bimetalleffekt. Die beim Einbau noch planebene Estrichfläche beginnt sich an den Rändern und Ecken nach oben zu verformen. Dieser Aufwölbung wirkt das Eigengewicht der Plattenränder entgegen, so dass irgendwo zwischen der Mitte und dem Rand der Estrichfläche im oberen Bereich zusätzliche Spannungen auftreten. Das Maß von Verformungen ist von mehreren Faktoren abhängig:
1. Größe der Estrichfläche,
2. der Korngröße des verwendeten Kiessandes,
3. dem Zementgehalt,
4. dem Wasser-Zement-Faktor,
5. der oberseitigen Trocknungsgeschwindigkeit.
Treffen alle ungünstigen Umstände zusammen, so ist erfahrungsgemäß die Aufwölbung besonders intensiv. Unterstellt man, dass die Zusammensetzung des Estrichs in Bezug auf die Korngröße des verwendeten Kiessandes, des Zementgehaltes und des Wasser-Zement-Faktors in Ordnung ist, so lässt sich nach der Einbringung nur noch die Trocknung steuern. Hohe Außentemperaturen, fehlende Fenster und hohe Luftgeschwindigkeiten, führen zu rascher Trocknung der Estrichoberseite und einer damit verbundenen Verwölbung.
Je gleichmäßiger die Estrichschicht im unteren und oberen Bereich aushärtet, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine oder nur geringe Verwölbungen auftreten. Deshalb muss vor der Aufbringung von Bodenbelägen bei Fußbodenheizungen der Estrich aufgeheizt werden, um die Restfeuchte zu verringern.
Nach der Abkühlung wird die Restausgleichsfeuchte des Estrichs überprüft. Während bei unbeheizten Estrichen lediglich die oberseitige Austrocknung zu einer Verformung führt, bewirkt die Inbetriebnahme einer Fußbodenheizung, bei zu hoher Restfeuchtigkeit im Estrich, eine Verformung in umgekehrter Richtung, d. h. die Ränder einer Estrichfläche gehen nach unten. Dieser Vorgang setzt unmittelbar nach Inbetriebnahme der Fußbodenheizung ein, verstärkt sich jedoch im Laufe von Monaten und Jahren und kommt dann zum Stillstand. Durch die Wärme der Heizrohre wird die in den unteren Estrichbereichen enthaltene Restfeuchtigkeit an die Estrichoberseite gedrängt, wo sie unter den Bodenbelägen mehr oder weniger eingesperrt ist, d. h. nur langfristig durch den Belag und die Verfugung entweichen kann.
Dabei wird auf der Estrichunterseite durch Trocknung die Schwindung beschleunigt. Sie bewirkt eine Rückstellung angehobener Estrichränder, in der Regel sogar eine Verkrümmung nach unten. Wird vor der Verlegung von Bodenbelägen, insbesondere keramischen, eine Aufheizung der Estrichschicht nicht oder mangelhaft durchgeführt, so wird die im Estrich enthaltene Restfeuchtigkeit nahezu völlig eingeschlossen. So lange nicht geheizt wird, treten keine nennenswerten Verformungen der Estrichflächen auf. Wurden die Sockelleisten im Zustand aufgewölbter Estrichränder verlegt, so entstehen nunmehr durch die Rückverformung deutlich sichtbare Absenkungen in Form eines mehr oder weniger breiten Spaltes zwischen Boden und Sockelleisten. Versiegelungen reißen auf und lassen das Schlimmste befürchten.
Schäden dieser Art lassen sich nur durch Entfernen der aufgerissenen Versiegelungsmasse und erneuter Versiegelung beseitigen! Verantwortlich für Schäden dieser Art ist, wer sich über die Ausheizvorschriften der Merkblätter des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes bzw. die Fußbodenheizungsnorm DIN EN 1264 T.4 leichtfertig hinwegsetzt und, trotz zu hoher Restfeuchte im Estrich, Bodenbeläge aufbringt.
Besonders ärgerlich sind Absenkungen dieser Art, wenn Großflächen mit keramischem Belag nur teilweise mit Fußbodenheizung ausgestattet sind. Da sich hier nur die fußbodenbeheizten Felder verkrümmen, können gegenüber den anderen Flächen erhebliche Höhenunterschiede auftreten.
Werden als Bodenbelag große Plattenformate verarbeitet, so müssen diese nun auch der Krümmung des Estrichs folgen. Werden die zulässigen Spannungen überschritten, so können durch die Verformung Risse an den keramischen Belägen entstehen.