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Oberflächenversickerung von Regenwasser

Autoren
OldBo
20.01.2012
Versickerungsanlagen tragen hauptsächlich zur Entlastung von Kanalisations- und Kläranlagen und zur Reduzierung von Hochwasserrisiken bei.
Schachtversickerung
Versickerungsschacht
 Versickerungsschacht
Quelle: REWALUX Systeme zur Regenwassernutzung
Hebe-Versickerungsanlage
 Hebe-Versickerungsanlage
Quelle: REWALUX Systeme zur Regenwassernutzung
Die einfachste Anlagenart ist ein Sickerschacht aus Polyethylen (PE). Er wirkt als Pufferspeicher und sorgt für die gleichmäßige und schnelle Verteilung des Regenwassers in der umgebenden Versickerungsschicht.

Eine Schachtversickerung kann auf Grundstücken mit (sehr) kleinen Freiflächen und kleinen Abflussflächen (Einfamilienhäusern) und bei oberflächennahen, undurchlässigen Schichten, aber sonst gut bis mäßig gut durchlässigem Untergrund eingesetzt werden. Dabei darf eine natürlich anstehende, nahezu undurchlässige Schicht aus Gründen des vorbeugenden Grundwasserschutzes nicht durchstoßen werden.

Um feuchtes Mauerwerk zu vermeiden, muss ein ausreichender Abstand zu Gebäuden eingehalten werden (Mindestabstand beträgt 3 m - 6 m). Der Sickerschacht wird in eine Kiespackung (Kies-Körnung 16/32) eingebaut. Die Kiespackung wird gegen das umgebende Erdreich durch ein Filterflies getrennt.

Außerdem muss ein ausreichender Abstand zum Grundwasserspiegel eingehalten werden. In den meisten Bundesländern ist ein Abstand von 1,5 m zum Grundwasser ausreichend.

Für alle Anwendungen bei denen das Überlaufwasser der Zisterne unterirdisch angehoben werden muss, um abgeleitet oder versickert werden zu können, wird das Zisternen-Überlaufwasser in einen Pufferbehälter geleitet und dort bei einer bestimmten Vorratshöhe automatisch ausgepumpt. Die Skimmerfunktion des Zisternenüberlaufs (3. Reinigungsstufe) bleibt erhalten. Wenn der Behälter leer, schaltet die Pumpe ab.

Die Hebe- und Versicherungsanlage ist wintersicher, da Restwasser aus der Pumpenleitung in den Pufferbehälter zurück läuft und kann deshalb ganzjährig eingesetzt werden. Es ist mit einer Zusatzversickerung unterhalb des Zulaufrohrs ausgerüstet.

Anwendungsbeispiele:
  • Oberirdische Versickerung in Mulden
  • Unterirdische Versickerung in höher gelegene Rigolen
  • Einleitung des Überlaufwassers in einen Teich
  • Föderung in einen Entwässerungsgraben
  • Hebeanlage für Zisternenanschluß an Schmutzwasserkanal nach DIN (Hierfür muß die Pumpenleitung über die Rückstauebene geführt werden)
  • Hebeanlage für Drainagewasser

Über die regionalen Vorschriften zu Versickerungsanlagen informiert die untere Wasserbehörde, die auch die evtl. erforderliche Genehmigungen erteilt..

Muldenversickerung / Rigolenversickerung
Mulden-Rigolen-Versickerung mit Sicker-Tunnel
 Mulden-Rigolen-Versickerung mit Sicker-Tunnel
Quelle: Otto GRAF GmbH Kunststofferzeugnisse
Sickertunnel
 Sickertunnel
Quelle: Otto GRAF GmbH Kunststofferzeugnisse
Quelle: Otto GRAF GmbH Kunststofferzeugnisse
Bei der Mulden- und Rigolen-Versickerung wird das Regenwasser in der Regel auf Freiflächen bzw. in Rigolen (Oberflächenmulden bzw. in Sickertunnel bzw. Sicker-Blocs zur vorübergehenden Speicherung) versickert und so direkt der Grundwasserneubildung zugeführt.

Bei den Mulden handelt es sich um begrünte flache Vertiefungen in der Erde, in denen das zufließende Regenwasser aufgefangen und solange zwischengespeichert wird, bis es versickert. Die bewachsene obere Bodenzone wirkt als Filter. Durch die biologischen Aktivität können so bestimmte Schadstoffe im Regenwasser weitgehend abgebaut werden.

Eine dauerhafte Durchlässigkeit der oberen Schicht wird durch die Vegetation sichergestellt. Um ein ausreichendes Einstauvolumen zu erhalten, genügt bei einer günstigen Bodenbeschaffenheit (Sand oder Kies im Untergrund) eine Vertiefung von 20 bis 30 cm auf nur 10 % der zu entwässernden Dachfläche. Diese Faustregel gilt für die Entwässerung von Satteldächern. Bei einem Flachdach ist aufgrund der größeren Wasserrückhaltung der Abfluss verzögert, so dass hier bereits eine Muldentiefe von 10 bis 15 cm ausreicht.

Wenn eine oberirdische Fläche nicht ausreicht oder keine Fläche vorhanden ist, kann die Versickerung mittels Rohren und Rigolen (Regenwasser-Pufferspeicher) durchgeführt werden. Die im Erdreich verlegten perforierte Rohrstränge, ähnlich der Dränrohre, liegen in überdeckten Rohrgräben und leiten das Regenwasser direkt in den Untergrund. Dieses System ist besonders für den Überlauf aus Regenspeichern einer Regenwassernutzungsanlage geeignet. Aufgrund seiner flächigen Einleitung kann das Reinigungspotenzial der oberen Bodenschichten besser genutzt werden als es bei einer Schachtversickerung der Fall wäre.

Wenn es nicht möglich ist lange Rohrleitungen zu verlegen, kann das Regenwasser auch in Sickertunnel oder Sicker-Blocs aufgenommen und von dort versickern. Der Sicker-Tunnel ist ein neuentwickeltes System für die Regenwasser-Versickerung und der Regenwasser-Rückhaltung. Die Struktur der Sicker-Tunnel erlaubt eine oberflächennahe und platzsparende Installation auch unter PKW-befahrenen Stellflächen.

Die Zu- und Entlüftungsleitungen werden seitlich an den dafür vorgesehenen Stellen angeschlossen. Dafür müssen die Kunststoffrippen herausgetrennt werden. Die Leitungen müssen ca. 200 mm in die Module hineinragen. Bei einer flächenhaften Verlegung der Module ist eine homogene Verteilung mehrerer Zuleitungen erforderlich, um einen gleichmäßigen Wassereintritt zu gewährleisten.
Die Sicker-Tunnel und Sicker-Blocs werden auf eine waagerecht abgezogene Grundfläche einer Grube gesellt, auf der wasserdurchlässige Vliesbahnen mit einer Überlappung von 500 mm verlegt wurden. Auf den Bahnen werden die Module positioniert (liegend, auf keinen Fall stehend) und untereinander mit den Verbindungselementen verbunden. Zur Verbindung in Längsrichtung und zur Querverbindung werden je 4 Verbindungselemente benötigt. Bei einem System, das aus mehreren Ebenen besteht, müssen die einzelnen Lagen in Längs- und Querrichtung zueinander gestellt werden, um einen stabilen Backsteinverbund zu erzielen. Vor dem Verfüllen müssen alle Module komplett mit Vlies umwickelt sein, dabei müssen sich die Enden der einzelnen Bahnen um mind. 500 mm überlappen. Anschließend wird die Grube lagenweise und gleichmäßig verfüllt und verdichtet. Die Geländeoberfläche und der Geländeunterbau muss entsprechend der zu erwartenden Belastung vorbereitet werden.

Eine exakte Dimensionierung nach ATV-DVWK-A 138 ist unbedingt erforderlich. Um eine Verschlammung der Anlage zu vermeiden muss ein Versickerungs-Filter installiert werden.
Beckenversickerung - Teichversickerung
Teichversickerung
 Teichversickerung
Quelle: Hamburg Wasser
In Wohnsiedlungen oder Gewerbegebieten, aber auch an Autobahnabfahrten, bietet sich eine Becken- oder Teichversickerung an, die eine gute Retentionswirkung (Regenwasserrückhaltung) haben. Hier wird das Regenwasser über ein Regenwasser-Leitungssystem einer zentralen Versickerungsanlage zugeführt. Diese Becken oder Teiche können naturnah gestaltet werden. Bepflanzte Teichbiotope passen sich außerdem sehr gut in die Landschaft ein und tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei.

Das Regenwasser wird einem angelegten Teich zugeführt, der in seinem tiefen Bereich gegen den Untergrund abgedichtet ist. Die flachen, aus einer bewachsenen Kies-Sand-Schicht bestehenden Böschungen dienen als Versickerungsfläche.
Flächenversickerung
Oberflächenaufbauten für eine Flächenversickerung
 Oberflächenaufbauten für eine Flächenversickerung
Quelle: Hamburg Wasser
Eine Entsiegelung durch den Rückbau von wasserundurchlässigen befestigten Flächen von Außenanlagen und den  Ersatz durch wasserdurchlässige Bodenbeläge, z. B. durch Kies-Splitt-Boden, Porenpflaster oder Rasengittersteine, fördern die Versickerung von Regenwasser in bestehenden Wohn- ind Industiegebieten. Außerdem werden durch die Speicher- und Verdunstungsmöglichkeit das Kleinklima verbessert.

In Neubaugebieten ist die Ausführung von wasserdurchlässige Flächenbefestigungen in begrünbarer und unbegrünbarer Ausführung schon bei der Plaung zu berücksichtigen. Hier können die Flächen mit ausreichender Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes eingeplant werden. Das gilt besonders für Spielflächen, Terrassen, Geh- und Radwege, Hofflächen, Park- und Abstellplätze auf privaten und öffentlichen Grundstücken.

Die Art der Oberflächenbeläge hängt von der Flächennutzung und der Geländegefälle ab. Hier eignen sich Rasenflächen zur Befestigung von Spiel- und Wäscheplätzen oder Schotterrasen, Rasengittersteine oder Fugenpflaster für Flächen mit höherer Verkehrsbelastung und bei größerem Gefälle.
Quellen
REWALUX Systeme zur Regenwassernutzung, Otto GRAF GmbH, Hamburg Wasser
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