Der "
Stick-Slip-Effekt" (engl. stick "haften" und slip "gleiten") bezeichnet den dauernden Übergang von einer
Haft- und
Gleitreibung. Oder einfacher gesagt, es entstehen in der Rohrinstallation
Knackgeräusche. Diese
Geräusche treten hauptsächlich durch die
Ausdehnung der
Rohre im
Wärmeverteilsystem auf, wenn diese kurzzeitig und extrem "heiß" erwärmt werden. Diese
Temperaturänderungen treten besonders während der
Aufheizphasen, aber auch während der
Abkühlphase bei einer
Nachtabschaltung bzw.
abgesenktem Betrieb, auf. Besonders nervig sind
Geräusche, die durch das
Auf-Zu-Stellen von
Heizkörperthermostatventilen (und hier besonders bei den immer mehr eingebauten zeitgesteuerten Ventilaufsätzen). Hier liegt der Grund bei einer
zu hohen Heizkurveneinstellung und/oder fehlenden
hydraulischen Abgleich.
Die häufigsten
Enstehungsstellen befinden sich in den Bereichen von Wand-, Boden- und/oder Deckendurchführungen, aber auch mangelhafte oder falsche Rohr- und
Heizkörperbefestigungen. Bei
einzementierte Rohre in
Wand- oder
Deckendurchführungen und in
Rohrbefestigungen ohne
Schalldämmeinlagen (oder zu kleine Rohrschellen, Rohrclips) entstehen Spannungen. Solange die
Haltekräfte (
Haftkräfte) größer sind als die
Dehnungskräfte sind keine
Knackgeräusche zu hören. Erst wenn die Dehnungskräfte größer als die Haltekräfte sind, kommt es zur
Gleitreibung zwischen Rohrleitung und dem anliegendem Material. Die
Knackgeräusche entstehen, weil sich die Dehnungsspannungen nicht stufenlos gleitend abbauen, sondern ruckartig auftreten bis sich das Rohrmaterial vollständug erwärmt hat.
Besonders "
laut" sind diese
Knackgeräusche bei
Metallrohrinstallationen. Aber auch bei
Kunsststoffrohren in Schutzrohren, die eine große Längenausdehnung haben, entstehen bei extremen, kurzzeitigen
Temperaturänderungen Knack- bzw. Scheuergeräusche. Diese
Körperschallübertragung breitet sich mit ca.
4-facher (
Luft-)
Schallgeschwindigkeit im
Wasser des
Wärmeverteilsystems aus. Dabei wirken die
Heizflächen (Heizkörper, Fußboden) als
Resonanzkörper, die die
Geräusche an die Raumluft abgegeben. Hier liegt auch der Grund, dass die
Geräuschentstehungsstellen schwierig zu finden sind.
Mögliche Ursachen - Mangelhafte Ausführung von Wand- und Deckendurchführungen für die Rohrleitungen (fehlende feste Dämmung bzw. Schutzrohre und Rohrrosetten)
- Mechanische Spannungen bei Heizkörper-Anbindung im kalten Zustand
- Fehlende Schalldämmeinlagen in Rohr- und Heizkörperbefestigungen (Metall auf Metall)
- Kunststoffrohr im Schutzrohr
- Kontakt von Vor- und Rücklaufleitungen im Estrich, auf dem Rohfußboden oder im Mauerwerk
- Berührung der Vor- und Rücklaufleitungen im Kreuzungsbereich
- Eindringen von Estrich/Mörtel/Beton zwischen Rohrdämmung und Rohre bei der Verarbeitung
- Reibung der Heizungsrohre in Rohrclips bei eine Fußleistenverlegung
- Reibung in schwergängigen Mischventilen
Da die
Ursachen in vielen Fällen, besonders in Altbauten aus den 50er und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts, nur mit erheblichen
zeitlichen und
baulichem Aufwand zu finden sind, kann vor einer
Totalsanierung eine
akustische Trennung durch
Schalldämmkompensatoren durchgeführt werden.
Wenn vorhandene
Geräusche in
Altbauten auf Grund der hohen Kosten nicht zu beseitigen sind, dann steht dem Mieter nach verschiedenen Gerichtsurteilen eine
Mietminderung zu. In
Neubauten sind derartige
Geräusche nicht hinzunehmen. Der
Bauherr kann auf eine
Beseitigung des Mangels bestehen.