Störschall - Gegenschall (Antischall) Quelle: Bosy
Hörbarer Schall - Infraschall - Ultraschall Quelle: Bosy
Hörbereich zwischen 20 Hz und 20.000 Hz (20 kHz) Quelle: Bosy
Die aktive Lärmreduzierung (Active Noise Reduction - ANR) - Gegenschall-Technik (Antischall-Technik) - wird nicht nur in der
Haustechnik (
Wärmepumpe, Brenner in Heizungsanlagen, Lüftungsanlagen) und in
Abgassystemen von Motoren (PKW, LKW,
Flugzeug) eingesetzt, sondern auch bei der
Bekämpfung von
Umgebungsgeräuschen (Umgebungslärm) und zur
Unterdrückung von
Ohrengeräuschen (Tinnitus).
Tieffrequente Geräuschemissionen (Frequenzbereich von 60 Hz bis 100 Hz) führen zunehmend zu
Nachbarschaftsstreitigkeiten, die vielfach zu
Beschwerden und
Klagen führen.
Geräusche im Frequenzbereich von 20 Hz bis ca. 60 Hz sind bei einem entsprechenden Pegel hörbar, aber die Tonhöhenempfindung nur sehr schwach. Es sind nur Schwebungen wahrzunehmen. Hier klagen die Betroffenen oft über ein im Kopf auftretendes Dröhn-, Schwingungs- oder Druckgefühl. Die Geräusche sind nur bedingt von der Lautstärke abhängig und sind auch bei 0 Dezibel (dB) vorhanden. Sie sind auf Dauer unerträglich beurteilt und sind starke Belästigungen.
Störschall (Störquellen) im Frequenzbereich unter 16 Hz bis 20 Hz (Infraschall) kann der Mensch kaum ohne Hilfsmittel hören, er ist aber bei hohen Schalldrücken wahrnehmbar. Die Hörschwelle wurde bis zu ca. 1 Hz gemessen. Der Schalldruckpegel hat 0 Dezibel (dB). Diese überschwelligen Immissionen werden überwiegend als Pulsationen und Vibrationen wahrgenommen.
Der Infraschall wird von den Betroffenen als Ohrendruck gespürt und sie klagen vielfach über Unsicherheits- und Angstgefühle. Außerdem wurde eine Herabsetzung der Atemfrequenz festgestellt. Sichtbare und hörbare Belästigungen können z. b. ein Rütteln von Fenstern und Türen oder Gläserklirren, sowie spürbare Vibrationen von Gebäudeteilen und Gegenständen sein.
Kurzfristige gesundheitliche Reaktionen auf Infraschall
• Ohrdruck
• Tinnitus
• Schwindel
• Übelkeit
• Schlafstörungen
• Unsicherheitsgefühle
• Angstgefühle
• Erschöpfung
• Morgenmüdigkeit
• Herabsetzung der Atemfrequenz
Geräusche bei
tiefen Frequenzen können sich über große Entfernungen
kilometerweit nahezu ungehindert
ausbreiten.
Frequenz und Wellenlängen von tieffrequentem Luftschall |
Frequenz (Hz) | 1 | 5 | 10 | 15 | 20 | 25 | 50 | 100 | 150 | 200 |
Wellenlänge (m) | 343 | 68,6 | 34,3 | 22,9 | 17,2 | 13,7 | 6,9 | 3,4 | 2,3 | 1,7 |
Die Ursache geht hauptsächlich u. a. von Blockheizkraftwerken (BHKW), Windkraftanlagen, Wasserkraftanlagen und LKW-Verkehr (Dieselmotoren) aus. Aber auch Brenner in Verbindung mit Heizungsanlagen, große Lüftungsanlagen und Luft-Wärmepumpen (Kompressor, Ventilator) erzeugen Infraschall.
Das Problem bei diesem Geräusch ist, dass der Schall nicht hörbar, sondern nur wahrnehmbar ist und nicht unbedingt direkt von der Entstehungsstelle ausgehen muss, sondern erst im Wahrnehmungsbereich des Beschwerdeführers entsteht (ein Rütteln von Fenstern und Türen oder Gläserklirren, sowie spürbare Vibrationen von Gebäudeteilen und Gegenständen).
Das Problem für die vom Störschall Betroffenen ist, dass in vielen Fällen eine Ortung der Schallquelle, bzw. die Feststellung der Richtung aus der der Schall einfällt, nicht möglich ist. In vielen Fällen werden die Betroffenen als "Spinner" hingestellt, weil in Wohn- und Arbeitsräumen normaler Größe durch die Schallwellen tieffrequente Eigenresonanzen angeregt werden. Es baut sich ein "Stehwellenfeld" auf, indem sich durch Wandreflexion hin- und zurücklaufende Wellen überlagern und gegenseitig verstärken oder ganz bzw. teilweise aufheben. Dies führt zu sehr starken Schalldruckpegelanhebungen an bestimmten Stellen des Raumes. Es kommt zu einer starken Orts-, Frequenz- und Zeitabhängigkeit des Schallfeldes. Üblicherweise sind dabei die Schallpegel vor Wänden und in Raumecken besonders laut. Quelle: UBA
Abhilfe kann die sog.
Anti- bzw.
Gegenschall-Technik schaffen.
Die herkömmlichen
passiven Lärmschutzmaßnahmen (
Schalldämpfer,
Schwingungsdämpfer,
Schallschutzwände,
Lärmschutzzäune) sind für
tiefe Frequenzen nur bedingt geeignet. Bessere Dämpfungsergebnisse sind mit der
aktiven Dämmmaßnahme, das
Gegenschall-Verfahren (ANC-Verfahren [Active Noise Control]), erreichbar.
Niederfrequenter Störschall (Störquellen) kann mit Hilfe von
Mikrofonen,
Lautsprechern und einer
Elektronik einen gegenphasigen "
Antischall" erzeugen und das Hintergrundgeräusch überlagern. Dadurch ist es möglich, die
Geräusche bzw. die
Schallwellen zu
dämpfen oder
vollständig auszulöschen.
Durch
Gegenschall, der ganz dicht an der
Störquelle erzeugt wird, können
Frequenzen von
20 Hz bis
800 Hz direkt an der am
schallauslösenden Quelle bis zu
90 % gedämpft werden.
Funktionsprinzip - Aktiv+ Schalldämpfer
Bauteile des Aktiv+ Moduls Quelle: Kutzner + Weber GmbH
Grundprinzip des Aktiv+ Moduls Quelle: Kutzner + Weber GmbH
Der durch die
Feuerstätte verursachte
Schall trifft auf die vor einem abgeschlossenen
Luftvolumen beweglich gelagerte Membran des zunächst passiven Lautsprechers. Der dadurch gebildete Resonator entzieht dem Gesamtsystem vor allem bei der Resonanz einen Teil der
Schallenergie und der
Lärm wird reduziert. Der Effekt,
Schallenergie aus dem System zu ziehen, kann durch größere Membranbewegungen verstärkt werden. Dies wird durch die eingebaute Elektronik bewerkstelligt. Um die Bewegungen des aktiven Lautsprechers richtig zu koordinieren und eine höhere
Schallreduktion zu erzielen ist ein Mikrofon zur Aufnahme des
Schalls notwendig. Das Mikrofon, welches in den Lautsprecher integriert wurde, nimmt den
Schall auf und gibt die Mikrofonsignale invertiert und verstärkt an den Lautsprecher weiter. Durch diese Regelschleife wird die Membranbewegung des Lautsprechers verstärkt und dadurch mehr
Schallenergie absorbiert. Im Ergebnis wirkt sich die Verstärkung (Aktivierung) des Lautsprechers wie eine deutliche Verlängerung einer Hohlkammer bzw. eines Lambda/4-Resonators aus. Es kommt zu einer deutlichen Verschiebung des Dämpfungmaximums zu tieferen Frequenzen bei Aktivierung des Moduls.
Dadurch kann mit sehr kurzer Baugröße auch der tieffrequente Bereich der
Abgasgeräusche gedämpft werden.
Die Umgebungsbedingungen am Kessel machen es notwendig, die empfindlichen Komponenten wie Mikrofon und Lautsprecher zu schützen. Dies wurde durch eine spezielle schalldurchlässige, kondensat- und temperaturbeständige Schutzfolie erreicht, die an der Verbindungsstelle des Mantelgehäuses zum Übergang auf das Aktiv+ Modul mittels einer Dichtung eingesetzt wird.
Quelle: Kutzner + Weber GmbH
Antischall-Fenster
Antischallfenster Quelle: TU Berlin - A. Jakob
Noise-Cancelling-Technik Quelle: Hochschule Bonn-Rhein-Sieg - Annika Lapp
Dieses Gadget, mit einem Saugnapf an der Fensterscheibe befestigt, filtert den Lärm. Quelle: Rudolf Stefanich
Aufgrund der immer stärker werdenden
Lärmbelastung, besonders in
Großstädten aber auch
an Hauptverkehrsstraßen, Autobahnen und Flugplätzen, arbeiten Forscher fieberhaft an
Lösungsmöglichkeiten, den
Lärm aus den Wohnungen und Bürogebäuden
fernzuhalten. So entwickeln Wissenschaftler am Institut für technische Akustik der Technischen Universität Berlin
Schallschutzfenster, die
Lärm mit Lärm bekämpfen. In die
Fensterecken bauen sie
Mikrofone und
Lautsprecher ein. Die Mikrofone nehmen von außen kommenden Verkehrslärm auf. Ein
Computer analysiert diese
Schallwellen blitzschnell und erzeugt über Lautsprecher passende
Gegenwellen. Dieser
Antischall breitet sich nur im Hohlraum zwischen den Scheiben aus und
neutralisiert den
Verkehrslärm. Diese intelligenten
Fenster können die
Lärmbelastung in den Räumen
halbieren.
Es handelt sich beim dem sono um eine reine Produkt-Design-Studienarbeit eines Design-Studenten. Die Idee ist verlockend, aber technisch / physikalisch nicht zuende gedacht.
Die
Noise-Cancelling-Technik Sono basiert auf ein Prinzip, das bereits in
lärmreduzierenden Kopfhörern verwendet wird. Der
Umgebungsschall wird mit einem
Mikrofon aufgenommen und von einem
Chip verarbeitet und ein
gegengleiches Signal erzeugt und auf das Ohr gerichtet. Die
Höhen des
Lärmschalls treffen auf die
Tiefen des erzeugten
gegengleichen Signals (Antischall) und löschen sich gegenseitig aus bzw. mindert den
Lärm. Bei diesem
Sono-System kann man zum
Fenster gehen und einfach das Verkehrsrauschen abschalten und mit Vogelgezwitscher ersetzen.
Sono nimmt die
Vibrationen der
Außenscheibe wahr und erzeugt an der
Innenscheibe ein
gegengleiches Signal. Dadurch wird der
Schall, der in Summe durch die Scheibe dringt, deutlich verringert.
NoiseGard™-Prinzip
Kopfhörer PXC 450 Quelle: Sennheiser electronic GmbH & Co. KG
Kopfhörer mit der
aktiven Lärmkompensation NoiseGard™ wurde ursprünglich für Piloten entwickelt, die in lauter Umgebung besonders auf eine hohe Tonqualität und einen guten Schutz vor Umgebungsgeräuschen angewiesen sind. NoiseGard™
kompensiert den
Lärm aktiv, basierend auf dem
physikalischen Prinzip von
Schall und
Antischall (Gegenschall).
NoiseGard™ 2.0 perfektioniert das
NoiseGard™-Prinzip durch die Verwendung eines optimierten Schaltungsaufbaus mit noch leistungsfähigeren Prozessoren. Zudem werden verbesserte
Mikrofone eingesetzt, die den
Störschall noch detaillierter
aufnehmen können. Mit den darauf abgestimmten Filteralgorithmen wird eine erhöhte
aktive Lärmkompensation von bis zu 90% (20 dB) erreicht. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, den Hörer passiv zu betreiben, d.h. ohne NoiseGard™ und ohne Batterien.
Tinnitus-Hörgerät
Tinnitus-Hörgerät Quelle: Hörsysteme Häusler GmbH & Co. KG
Tinnitus-Noiser Quelle: A&O Hörsysteme Stemmler GmbH
Das tieffrequente Eigenrauschen der
Hörgerättechnik kann genutzt werden, um vom störenden
Tinnitusgeräusch abzulenken. Gleichzeitig kann durch die Verstärkung der hohen Töne (Sprache oder hochfrequente
Geräusche) eine Hörminderung ausgeglichen werden. Durch die verstärkten Signale und Alltagsgeräusche kann außerdem eine Ablenkung vom Tinnitus erreicht werden.
Als Rauschgenerator (Noiser) bezeichnet man Rauschgeräte (RG), die ein "Weißes Rauschen" (konstantes Rauschen in einem bestimmten Frequenzbereich) erzeugen. Das von den Geräten produzierte Rauschen wird wegen seiner Gleichmäßigkeit nicht als störend empfunden. Es wirkt neutral und ist weder mit positiven noch negativen Gefühlen verknüpft. Bei der klassischen Maskierung wurde versucht, das Ohrgeräusch mit einer entsprechend hohen Lautstärke des Maskers völlig zuzudecken. Bei dem Einsatz von Rauschgeräten wird die Lautstärke jedoch nur so hoch eingestellt, dass das Ohrgeräusch weiterhin noch wahrgenommen wird (Teilmaskierung).
Ein Verfahren zur Reduzierung der als Tinnitus-Ohrgeräusche bekannt gewordenen Schallimpulse, dadurch gekennzeichnet, daß ein Antischallimpuls erzeugt wird, der diese Reduzierung bewirkt. Hierzu ist ein Meßverfahren mittels Mikrofons im Ohr des Betroffenen notwendig. Alle Analyse-, Registrierungs-, Speicherungs- und Impulsgebungsvorgänge können außerhalb des Ohres stattfinden. Die Impulsgebung zu einem im Ohr angeordneten Lautsprecher sendet den Antischall.