Der zunehmende Einsatz von trägen Heizungs- und Kühlsystemen (Fußboden- und Wandflächenheizung, Betonkern- bzw. Bauteilaktivierung) wirft immer wieder die Frage auf, wie sinnvoll der Einsatz einer Einzelraumregelung (ERR) ist, da die Systemtemperatur zentral geregelt wird, um einen effektiven Betrieb mit deiner Wärmepumpe und der Brennwerttechnik arbeiten zu gewährleiten, und der sog. "Selbstregeleffekt" besonders bei niedrigen Temperaturdifferenzen zwischen der Oberflächen- und Raumtemperatur zur Geltung kommt.
Fachlich gesehen kann der Selbstregeleffekt die Raumtemperatur nicht absenken (das kann aber auch die ERR nicht), er kann aber bei sehr niedrigen Systemtemperaturen die Wärmeabgabe verringern oder sogar Wärme aufnehmen. Bei hohen Systemtemperaturen ist ein Aufschaukeln der Raumtemperatur möglich. Deswegen ist eine möglichst niedrig eingestellte Heizkurve und eine Auslegung mit sehr niedrigen Systemtemperaturen eine Grundvoraussetzung für die Nutzung des Selbstregeleffektes, einer gleichmäßigen Fußbodenflächentemperatur wichtig und gewähleistet eine effektive Nutzung der Brennwert- oder Wärmepumpentechnik.
Da die EnEV bzw. GEG eine Einzelraumregelung auch bei einer Flächenheizungen vorschreibt, wird in vielen Fällen nicht hinterfragt, ob sie überhaupt notwendig ist, weil die Reaktionszeit (Abkühlen und Wiederaufheizen der Fläche) viel zu lang ist. Unter bestimmten Umständen (Niedertemperatur-Flächenheizung, Einsatz einer Wärmepumpe oder der Brennwerttechnik, große Flächenspeicher [Estrich, Bauteilaktivierung bzw. Betonkernaktivierung]) und auch bei dem Einsatz von PCM - Phasenwechselmaterialien (Latentwärmematerial) inform von Porenbeton, Gipskartonplatten oder spezielle Deckenpaneele) ist das der Fall.
Hier darf man ruhig die Frage stellen > "Einzelraumregelung bei Niedertemperatur-Heizung – Ja oder Nein?"
Nach der EnEV § 25 und dem EEWärmeG § 9 kann sich der Bauherr von dieser Pflicht befreien lassen. Der Befreiungs- bzw. Ausnahmeantrag muss explizit auf die jeweilige Anlage abstimmt sein, damit der Antrag von der zuständigen Stelle (z. B. Bauamt) verstanden und anerkannt wird.
Aber eigentlich ist es doch so einfach zu verstehen (wenn man will).
Die Wärmeabgabe der Flächenheizung erfolgt auf der einfachsten physikalischen Weise, bei dem kein mechanischer regeltechnischer Eingriff notwendig ist.
Die physikalischen Grundbegriffe sind:
• Die Wärme fließt immer von warm nach kalt (vom warmen Boden zur kälteren Raumluft)
• Die Größe des Wärmeflusses wird von der Temperaturdifferenz (K [Kelvin]) zwischen warm und kalt bestimmt
Bei den Beispielen bleiben die Außen- und Raumtemperatur, Bodenoberflächen-Temperatur und Heizwassermenge unverändert. Nur die Raumlufttemperatur verändert sich durch Fremdwärme.
Der Wärmeübergangskoeffizient setzt sich aus einem Strahlungs- und einem Konvektionsanteil zusammen. Beide werden in bestimmten Grenzen von den baulichen Gegebenheiten beeinflusst
Unter der Annahme, dass an jeder Stelle des Fußbodens die gleiche Oberflächentemperatur herrscht (isothermer Boden), beträgt die Wärmeabgabe
Q = AF · α · (θFB - θi)
Darin ist
Q = Wärmeleistung (W)
AF = Heizfläche (m2)
α = Wärmeübergangskoeffizient (W / m2K)
θFB = mittlere Oberflächentemperatur
θi = Innentemperatur
Der
Wärmeübergangskoeffizient setzt sich aus einem
Strahlungs- und einem
Konvektionsanteil zusammen. Beide werden in bestimmten Grenzen von den baulichen Gegebenheiten beeinflusst. Die
Norminnentemperatur eines Raumes ist
nicht etwa die
Lufttemperatur, sondern eine
operative Temperatur, die allgemein 1 - 2 K höher als die Raumlufttemperatur t
L ist. Der Wert für α liegt im oberen Leistungsbereich mit hinreichender Genauigkeit bei ca. 10 -11 W / (m
2K).
Ändert sich die Raumtemperatur θ
i z. B. von 20 auf 21 °C, während die mittlere Fußbodenoberflächentemperatur θ
Fm = 25 °C beträgt, so verhalten sich die Leistungen Q
20 vorher, zu Q
21 nachher wie
Q21 = A · α (25 – 21) = 4
Q20 = A · α (25 – 20) = 5
→ 0,80
Die Wärmeleistung sinkt also um 20 %.
Würde sich die Innentemperatur θ
i durch starke Einwirkung von
Fremdwärme (z.B.
Sonneneinstrahlung) auf 25 °C er höhen, so würde mangels
Temperaturdifferenz die
Wärmeabgabe an den Raum scheinbar eingestellt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Selbstregelungseffekt. Dennoch ist die zuvor beschriebene
Rechnung nicht ganz richtig. Durch die verminderte
Wärmeabgabe des Fußbodens wird es aufgrund der noch höheren
Temperatur im Bereich der Heizrohre zu einer
Temperaturerhöhung an der Fußbodenoberfläche kommen, die mit fortschreitender Zeit mehr und mehr zunimmt, bis ein neuer Gleichgewichtszustand zwischen der Fußbodenoberflächentemperatur und der Raumtemperatur eingetreten ist. Darüber hinaus wird selbst bei
Temperaturgleichheit zwischen Boden und Raumluft noch
Wärme durch Strahlung an die kühleren Wände abgegeben. Bei einer
Heizkörperanlage mit einer
mittleren Heizflächentemperatur von
60 °C (65 / 55 °C) würde sich die
Wärmeabgabe nur um:
Q21 = A · α (60 – 21) = 39
Q20 = A · α (60 – 20) = 40
→ 0,975
~ 2,5 % verringern.
Soll im vorliegenden Beispiel die gleiche Leistungsreduzierung wie bei der
Fußbodenheizung eintreten, so müsste zunächst die Raumtemperatur auf 28 °C ansteigen.
Je niedriger der Wärmeverlust eines Hauses ist, desto niedriger sind auch die erforderlichen Oberflächentemperaturen des Fußbodens und desto größer wird der Selbstregelungseffekt. Obwohl dieser Effekt der
Fußbodenheizung eine willkommene Tatsache ist, kann er dennoch keine
Regelung ersetzen. Viele
Fußbodenheizungsbesitzer hätten bei entsprechender Berücksichtigung der vorgenannten Zusammenhänge eine noch bessere Regelfähigkeit und
Behaglichkeit erzielen können. Auch bei
Fußbodenheizungsanlagen kann eine
Nachtabsenkung vorgenommen werden. Die Raumtemperatur darf nur nicht so weit abgesenkt werden, wie bei einer Heizkörperanlage. Außerdem müssen die Absenk- und Wiederaufheizzeiten dem Heizungssystem und seiner Trägheit angepasst sein.
Quelle: Das ABC der Flächenheizung und Flächenkühlung Winnenden: Heizungs-Journal Verlags-GmbH, ISBN 3-924788-16-2
Phasenwechselmaterialien (
Latentwärmematerial) können zur
Wärme- und
Kältespeicherung und zur
Begrenzung von
Temperaturspitzen (
Überhitzungsschutz) eingesetzt werden. Durch die Nutzung des
Phasenwechsels (fest-flüssig oder flüssig-fest) verfügt das Material über ein
hohes Speichervolumen, da die
Wärmekapazität um ein vielfaches
höher ist als herkömmliche Materialien bzw. Medien.
Eine Möglichkeit, die Raumtemperatur auf gleichem Niveau zu halten bzw. Temperaturüberhöhungen entgegenzuwirken, ist der Einsatz von PCM - Phasenwechselmaterialien (Latentwärmematerial) inform von Porenbeton, Gipskartonplatten oder spezielle Deckenpaneele. Durch die Nutzung des Phasenwechsels (fest-flüssig oder flüssig-fest) verfügt das Material über ein hohes Speichervolumen, da die Wärmekapazität um ein vielfaches höher ist als herkömmliche Materialien bzw. Medien.
Das Micronal® PCM der Firma BASF ist ein Phasenwechselmaterial, das bei einer Raumtemperatur bei 21 °C, 23 °C oder 26 °C einen Phasenwechsel von fest nach flüssig vollzieht. Dabei werden sehr große Mengen an Wärme gespeichert. Das Material enthält im Kern der Mikrokapsel (ca. 5 µm) ein Latentwärmespeichermaterial aus einer speziellen Wachsmischung. Diese nimmt bei einem Temperatur-anstieg über eine festgelegte Temperaturschwelle (21 °C, 23 °C oder 26 °C) die überschüssige Wärmeenergie der Raumluft auf und speichert diese im Phasenwandel. Wenn die Temperatur unter die Temperaturschwelle absinkt gibt die Kapsel diese gespeicherte Wärmeenergie wieder ab.