Wärmekapazität verschiedener Materialien Quelle: Rubitherm Technologies GmbH
Abpufferung der Raumtemperaturspitzen Quelle: ZAE Bayern
Optimierte Raumtemperatur Quelle: BASF SE
Wärmemengen - Schmelztemperatur Quelle: Bosy
PCM (phase change material) - Phasenwechselmaterial (
Latentwärmematerial) kann zur
Wärme- und
Kältespeicherung und zur
Begrenzung von
Temperaturspitzen (
Überhitzungsschutz) eingesetzt werden. Durch die Nutzung des
Phasenwechsels (fest-flüssig oder flüssig-fest) verfügt das Material über ein
hohes Speichervolumen, da die
Wärmekapazität um ein vielfaches
höher ist als herkömmliche Materialien bzw. Medien.
Eine typische Eigenschaft von PCM ist die hohe Speicherdichte bei geringer Temperaturdifferenz. In Gebäuden lassen sich durch den Einsatz von PCM-Systemen
• Temperaturen puffern (z. B. in dynamisch wärmebelasteten Räumen eine passive Kühlwirkung erzeugen)
• die Anlagenfunktionen von Heiz-/Kühlsystemen verbessern
• Wirkungsgrade von konventionellen Heiz-/Kühlsystemen verbessern
• Lastspitzen verschieben bzw. glätten.
Die
PCM's werden aus
Salzen (z.B. Glaubersalz, Natriumacetat) oder
organischen Verbindungen (z.B.
Paraffine, Fettsäuren) hergestellt.
Die
thermische Energie kann bei einer festgelegten
Temperatur zeitversetzt entnommen werden. Dadurch ergeben sich viele verschiedene Einsatzmöglichkeiten:
- Speicher zur Raumklimatisierung
- Speicher zur Spitzenlastverringerung
- Pufferspeicher für Solar-, Festbrennstoff- und Wärmepumpen- bzw. Heizungstechnik (z. B. Latentwärmespeicher)
- Fassadendämmung
- Warmluftspeicher
- Wärmetransport
- Verpackungen (Menütransporte)
- Speicher für medizinische Anwendungen - Transportkühlung
- in der Kleidung zur Pufferung der Körpertemperatur
- Temperaturpufferung an elektrischen Bauteilen
Der
Vorteil des PCM's liegt in der
Nutzung der
latenten Wärme während des Phasenwechsels. Aber es wird auch
sensible (fühlbare)
Wärme gespeichert. Hier liegt auch der Grund, dass sie in unterschiedlichen
Baumaterialien (Gipsplatten und -putze, Porenbetonsteine,
Kühldeckenelemente,
Estriche, Holzwerkstoffe, Spachtelmassen) eingesetzt werden. Auch in
Glasscheiben kann das Material eingebracht werden.
Micronal® PCM
Temperaturschwellen Quelle: BASF SE
Micronal® PCM Quelle: BASF SE
Anwendung als Putz Quelle: BASF SE
Regeneratives Kühlkonzept mit Kühldecken Quelle: Dipl.-Ing. (FH) Marco Schmidt, BASF SE
Kühldeckenelement mit PCM-Gipsbauplatte Quelle: Ilkazell Isoliertechnik GmbH
Frei hängende Kühldecken-Segel / Wärmebild der aktiven Kühldecke Quelle: Ilkazell Isoliertechnik GmbH
Das
Micronal® PCM ist ein
Phasenwechselmaterial, das bei einer Raumtemperatur bei 21 °C, 23 °C oder 26 °C einen Phasenwechsel von fest nach flüssig vollzieht. Dabei werden sehr große Mengen an
Wärme gespeichert. Das Material enthält im Kern der
Mikrokapsel (ca. 5 µm) ein
Latentwärmespeichermaterial aus einer speziellen
Wachsmischung. Diese nimmt bei einem
Temperatur-anstieg über eine festgelegte
Temperaturschwelle (21 °C, 23 °C oder 26 °C) die überschüssige
Wärmeenergie der Raumluft auf und speichert diese im Phasenwandel. Wenn die
Temperatur unter die
Temperaturschwelle absinkt gibt die Kapsel diese gespeicherte
Wärmeenergie wieder ab.
30 kg Micronal® PCM bieten etwa
1 kWh Speicherleistung.
- 26 °C für den sommerlichen Überhitzungsschutz (z.B. in Dachgeschossen oder für die passive Anwendung in warmen Regionen)
- 23 °C für die Stabilisierung der Raumtemperatur im Komfortbereich, dadurch häufige Nutzung des PCM-Effektes. Wichtigstes Produkt für aktive und passive Anwendungsfälle.
- 21 °C für die Nutzung in Flächenkühlsystemen
Die Beladung des Speichers findet eigenaktiv statt. Die Entladung des Speichermaterials kann durch die natürliche Luftbewegung, durch eine mechanische Lüftung oder durch regenerative oder konventionelle Kühlkonzepte erfolgen.
Das Micronal® PCM kann in unterschiedlicher Form in die Baustoffe integriert werden. Die Mikrokapseln (BASF Micronal® PCMDispersionen) können in flüssiger Form in Wasser dispergiert oder in pulverförmiger Form in Baustoffen (trockene Fertigmischungen z. B. Gips- oder Zementmörtel) gemischt werden.
Beispiel 1
Das regenerative Kühlkonzept mit Kühldecken des Gebäudes basiert auf der regenerativen Kühlung durch Erdwärmesonden, deren Kühlwasser im Kreis durch die Kühldeckensegel gepumpt wird. Die Regeneration des PCM erfolgt somit durch Wasser als Energietransportmedium und ist unabhängig von den nächtlichen Temperaturen. Die Gebäudemasse wird durch Nachtauskühlung mit automatischen Fensteröffnungen zusätzlich entladen.
Tagsüber erfolgt die Kühlung des Gebäudes durch stille Kühlung über die Kühlsegel. Das PCM darin stellt im Bedarfsfall (bei unzureichender “just-in-time” Kühlleistung) weitere Kühlreserven zur Verfügung und dämpft die Spitzenlast ab. Die Lüftungsanlage ist im Sommerfall nur für den hygienischen Luftwechsel zuständig und übernimmt im Winterfall die Luftführung für die Wärmerückgewinnung. Die Fußbodenheizung wird betrieben mit Abwärme aus der Produktionshalle, welche sich an das Gebäude anschließt. Alle konventionellen Kühlaggregate konnten entfernt werden. Quelle: BASF SE
Beispiel 2
Micronal® PCM stellt die Grundlage für viele intelligente und energieeffizient Systemlösungen dar. Ein Beispiel sind die fertig integrierten Kühldeckenelemente der Firma Ilkazell aus Zwickau. Abgeleitet aus der Sandwichtechnologie (Metalloberfläche / PURHartschaum-Dämmung / Metalloberfläche) wurden hocheffiziente Kühldeckensegel entwickelt, die im einfachen Plug-and-Play an bestehende Wasser-Kühlkreisläufe angeschlossen werden können. Dabei wurde eine Metalloberfläche durch eine PCM Gipsbauplatte ersetzt. Kapillarrohrmatten befinden sich auf der Rückseite der zum Raum hin orientierten PCM Schicht. Somit wird Wasser als Wärmeträger verwendet. Man wird hierdurch unabhängig von Lufttemperaturen und die Entladeleistung steigt erheblich. Über Strahlungsaustausch mit dem darunter befindlichen Raum wird überschüssige Wärme entzogen – bei höchstem Komfort. Die Kombination mit PCM in der Decke eröffnet die Möglichkeit auf regenerative Kälte zurückzugreifen, die nicht immer dann zur Verfügung steht, wenn die Kühlung gerade gebraucht wird. Die zeitliche Entkopplung von Wärmeanfall und Wärmebehandlung wird dabei vom PCM geleistet.
Die Kühlelemente sind relativ leicht und können sowohl im Neubau als auch in der Sanierung eingesetzt werden. Dort können sie u. U. eine Betonkernaktivierung ersetzen. Sie können deckenintegriert oder frei hängend montiert werden.
Die IR-Thermografie zeigt die Funktion der Kühlflächen. Ca. 50 W/m² werden dem Raum entzogen. Dies ist ausreichend für die üblichen Lastfälle in Büroanwendung. Gerade wenn man in Betracht zieht, dass Energieeffizienz auch Reduktion von thermischen Lasten mit ins Konzept einschließen muss, sind bisher übliche 70 W/m² - und mehr - nicht mehr zeitgemäß. Der Anteil an PCM in den raumseitigen PCM-Gipsbauplatten reicht theoretisch für 2 Stunden Volllast ohne Kühlungsunterstützung. Liegt nur eine Teillast an, reicht die Wärmespeicherkapazität der Kühldecke entsprechend länger. Damit sind die Ilkazell-Kühldeckenelemente herkömmlichen Metallkühldecken ohne Speicherfähigkeit deutlich überlegen – denn diese müssen immer “just-in-time” kühlen. Selbst eine Art "Notlaufeigenschaft" im Leichtbau lässt sich realisieren.
An vielen Tagen im Jahr kann die Kühlung damit komplett entfallen, da das PCM die anfallende Wärme aufnimmt und in die Nacht verschiebt. Die nächtliche automatische Fensteröffnung sorgt dann für eine Entladung des PCM und des restlichen Gebäudekörpers. Jede kWh, die nicht mit Kühleinrichtungen behandelt werden muss, ist reale Einsparung und CO2-Reduktion. Im diesem Fall resultiert ein "vollklimatisiertes" Bürogebäude mit einem Primärenergieverbrauch von nur 54 kWh/m²a. Ein klarer Beweis, dass sich integrierte Konzepte schlussendlich rechnen. Quelle: BASF SE
Optimierungspotenziale bei PCM-haltigem Estrich?
Das Konzept klingt vielversprechend, wird aber nach einer Forschungstudie (Rolf Gross, Universität Kassel) als ernüchternd bezeichnet.
Ein Energiespeicherhaus mit Wärmepumpe in Kombination mit einer PV-Anlage (65 m2, mit Batterie) soll mit möglichst wenig Netzstrom auskommen. Dazu wurde dem Estrich das Phasenwechselmaterial "Micronal" zugesetzt (aus Festigkeitsgründen nur etwa 5 % Massenanteil). Auf zwei Stockwerken konnte so eine zusätzliche Energiespeicherkapazität von 9,5 kWh im Erdgeschoss und von 10,5 kWh im Obergeschoss geschaffen werden.
Die Strategie ist, nachts die Laufzeiten der Wärmepumpe zu reduzieren und energieintensive Haushaltsgeräte möglichst nur dann zu betreiben, wenn regenerative Energie vom PV-Dach zur Verfügung steht. Der Schwerpunkt des Forschungsprojektes war das Monitoring des Gebäudes, um die Wirksamkeit des PCM-Anteils im Estrich im praktischen Betrieb aufzuzeigen und das Gesamtsystem "Gebäude und Anlagentechnik" zu optimieren.
Die energetische Beladung des PCM-haltigen Estrichs im Energiespeicherhaus erfolgt über die Fußbodenheizung mithilfe einer im Estrich angeordneten Sensorik. Bei der Wahl der Regelungsstrategie ging es hauptsächlich darum, mit welcher Heizkurve eine möglichst hohe Jahresarbeitszahl der Luft/Wasser-Wärmepumpe bei gleichzeitig hohem Stromanteil durch die PV-Anlage erreicht werden kann. Dabei zeigte sich, dass die festgelegte Schalttemperatur des Estrich-Zuschlagsstoffes von 25 °C in der Übergangszeit und im Sommer eher kontraproduktiv auf den Wärmepumpenbetrieb wirkt.
Erkenntnisse: "Bei der Auswahl des PCM und der Be- und Entladestrategie des Estrichs gibt es noch deutliche Optimierungspotenziale."
Ergebnisse der ersten Untersuchungsrunde:
- durch den PCM-Estrich kann die Wärmepumpe ab 16 Uhr abgeschaltet werden
- eine stärkere Nutzung des PCM-Effekts, beispielsweise eine tageweise Abschaltung der Wärmepumpe, ist möglich, jedoch stark von den Außentemperaturen abhängig
- Kühlen mit dem PCM-Estrich erfordert eine aktive Beladung des Estrichs; eine passive Beladung durch Nachtauskühlung der Räume reicht nicht aus
- durch die Auswahl des PCM und dessen Schaltpunkt wird die Speicherkapazität festgelegt; liegt die Raumtemperatur benutzerspezifisch über der Auslegungstemperatur des PCM, kann der latente Speichereffekt nicht genutzt werden.
PCM zur passiven Klimatisierung
DELTA®-COOL Board Quelle: Dörken GmbH & Co. KG
Dieses
PCM funktioniert wie ein
Wärmespeicher. Das Speichermaterial besteht aus
Salzhydrate, die im Gegensatz zu
Paraffinen
nicht brennbar sind. Sie sind somit ideal für den Einsatz in Gebäuden mit höheren vorbeugenden
Brandschutzanforderungen.
Wenn dem Material (
Deckenpaneele)
Wärme zugeführt wird, ändert sich bei Erreichen der Schmelztemperatur der
Aggregatzustand von fest zu flüssig. Im umgekehrten
Phasenwechsel wird die gespeicherte
Wärme wieder abgegeben. So lassen sich
Temperaturschwankungen glätten und
Wärmespitzen verhindern, ohne dass
Energie zum Kühlen eingesetzt werden muss.
PCM im Porenbeton
Der PCM-Porenbeton - Dämmleistung und Masse Quelle: BASF SE
Höchste
Wärmespeicherkapazität im
Porenbeton: Durch den Einsatz eines
latenten Wärmespeichers wird mit gleichen Wandstärken doppelte
Wärmespeicherkapazität erreicht. Im realen Anwendungsfall wird darum eine
gleichbleibendere Oberflächentemperatur erreicht, als es mit einem auf die Spitze getriebenen Lambda-Wert alleine möglich wäre.
Außerdem steigt das
Energieniveau der Wand, was auch zu erheblichen Einsparungen an Heizenergie führt. Dies wurde u. a. mit der dynamischen Gebäudesimulation "PCMexpress“ nachgewiesen.
Quelle: BASF SE
Gipskartonplatten mit PCM
National Gypsum ThermalCORE mit Micronal PCM Quelle: BASF SE / National Gypsum
Das
ThermalCORE mit
Micronal PCM der Firma National Gypsum absorbiert und speichert die
Wärme während des Tages und kühlt dadurch den Raum und gibt die
Wärme in den kühleren Abendstunden bei absinkender
Temperatur wieder ab.
Die Platten werden wie normale
Gipskartonplatten verarbeitet und montiert und sorgen für eine zusätzliche
thermische Masse, die in der Regel in herkömmlichem Leichtbau nicht vorhanden ist. Die Paneele erfordern eine Spachtelung und Dekoration ähnlich der Standard-Gipskartonplatten.
Quelle: BASF SE
PCM Warmluftspeicher
PCM-Warmluftspeicher Quelle: Trubadu.de / Dipl. Ing. Stefan Brandt
PCM-Warmluftspeicher - Anschluss Quelle: Trubadu.de / Dipl. Ing. Stefan Brandt
PCM-Ladekurve Quelle: Trubadu.de / Dipl. Ing. Stefan Brandt
Zunehmend werde
Energiespeicher (
Latentspeicher) aus
PCM Materialien hergestellt. In diesem wird die
thermische Energie verborgen, verlustarm und mit vielen Wiederhohlzyklen über lange Zeit gespeichert.
PCM Materialien haben festgelegte
Temperaturgrenze an denen Sie schmelzen. Die
Nutzung eines
Phasenübergangs ist für die
Energiespeicherung dabei wesentlich effektiver als das bloße Erwärmen eines Mediums. Die Zustandsänderung der Speichermaterials für die
Energiespeicherung sollte im Bereich zwischen 25 - 35 °C liegen.
Der Speicher wird im
Wohnraum (beheizte
Gebäudehülle) betrieben, um unnötige
Wärmeverluste so gering wie möglich zu halten. Wenn wir uns nun unsere Wohnraumtemperatur ansehen, liegt diese zwischen 18 und 22 °C. Wenn der Speicher entladen wird, kühlt das geschmolzene PCM ab und gibt die
Wärme an die durch den Speicher strömende
Luft ab. Hierzu ist eine
Temperaturdifferenz von einigen Grad (
Kelvin) erforderlich. Wenn nun die Wohnraumtemperatur auf ca. 17 °C absinkt, so soll diese abgekühlte Raumluft automatisch durch den Speicher transportiert und wieder auf ca. 22 °C erwärmt werden.
Hierbei behält der Speicher solange seine
Temperatur von z. B. 27 °C (gewählte Schmelztemperatur des PCM Materials) bis alle gespeicherte Energie an die
Luft abgegeben das PCM wieder vollständig erstarrt ist – der Speicher ist entladen.
Eine
elektronische Regelung sorgt dafür, dass der Speicherlüfter erst dann seinen Betrieb startet, wenn die Raumtemperatur unter eine voreingestellte
Temperaturgrenze sinkt. Zur
Ladezyklenoptimierung werden leise und leistungsfähige Walzenlüfter und eine elektronische
Steuerung aus dem Solarbereich verbaut.
Bei diesen geringen
Wärmeunterschieden von 5 - 7 K spielt auch die Eigenabkühlung des PCM keine wesentliche Rolle, zumal die
Energie nicht verloren geht, sondern auch zur Raumerwärmung mit beiträgt. Die Eigenabkühlung ist aber so gering, dass am nächsten Morgen der Speicher noch immer eine Kapazität von ca. 80% hat, wenn die gespeicherte
Wärme nicht abgerufen wurde.
Quelle: Trubadu.de