Die Systemtemperatur ist eine Auslegungsgröße für das Berechnen von Heiz- und Kühlflächen bzw. Wärmetauscher. Sie gibt die Temperaturdifferenz zwischen Vorlauf- und Rücklauf an. Diese festgelegten Temperaturen gelten bei kleineren Anlagen für das gesamte Heiz- und Kühlsystem bzw. in Großanlagen für das jeweile Regelsystem (Zonenregelung). Alle zugehörigen Heizflächen bzw. Wärmetauscher werden für diese Temperaturen ausgelegt. Eine bestimmte Systemtemperatur ist nicht vorgeschrieben und sollte deshalb immer mit dem Auftraggeber schriftlich vereinbahrt werden.
Wenn die Systemtemperaturen von der Normtemperatur abweichen, sind die Wärmeleistungen der Heizflächen (Normheizkörperleistung nach EN 442 bei 75/65/20 °C) neu zu bestimmen. Diese Umrechnung erfolgt nach dem in der DIN 4703 Teil 3 aufgeführten Berechnungsverfahren. Hierbei wird das Verhältnis der mittleren Übertemperatur zur Norm-Temperatur gebildet und mit dem entsprechenden Heizflächenexponenten n (Fußbodenheizung 1,0 bis Konvektoren 1,45) ein Umrechnungsfaktor ermittelt.
In energetisch sanierten Altbauten kann in vielen Fällen durch die Ansenkung der Systemtemperatur eine Leistungsanpassung der Heizflächen an die neue Heizlast erfolgen. Hier ist aber eine zusätzliche Massenstromveränderung durch einen nachträglichen hydraulischen Abgleich notwendig.
Für die Auslegung der Heiz- und Kühlflächen wird mit folgenden Systemtemperaturen (Vorlauf-/Rücklauftemperatur) gerechnet:
Heizung
- alte Norm in Heizkörperanlagen: 90/70 °C (Auslegung in Altbauten von 1930 bis in die Mitte der 1970er Jahre)
- neue Norm DIN EN 442 in Heizkörperanlagen: 75/65 °C
- Niedertemperatur: 70/50 °C ÷ 70/55 °C (alt)
- Niedrigsttemperatur < 35 °C in Wärmepumpen- und Brennwertanlagen (siehe Fußbodenheizung)
- Brennwert: 60/45 °C + 55/45 °C (alt > neu möglichst niedrig)
- Heizkörper: 45/35 °C + 35/30 °C (neu)
- Fußbodenheizung.: 35/28 °C + 32/28 °C + 30/26 °C + 28/26 °C (alt: 45/35 °C)
- Thermische Bauteilaktivierung z. B. 28/24 °C (bei Grundlastauslegung 24/22 °C)
Kühlung
Systemtemperaturen in Heizungsanlagen |
Technische Einrichtung - Randbedingungen | | Begründung |
Konstanttemperaturkessel | | Vermeidung von Kondensation an den Kesselflächen |
Niedertemperaturkessel | | Vermeidung von Kondensation an den Kesselflächen und von Spannungsrissen |
Brennwertkessel | niedrige Systemtemperatur | |
Fernwärme - Nahwärme | niedrige Rücklauftemperatur und
große Temperaturdifferenz für den Transport im Versorgernetz (der Sekundärkreis kann niedriger eingestellt werden) | Vorgabe des Versorgers - Transport großer Wärmemengen |
Wärmepumpe | | gute Arbeitszahl |
Flächenheizung (Fußbodenheizung, Wandheizung, Deckenheizung) | niedrige Systemtemperatur
geringe Temperaturdifferenz | |
Verteilverluste | niedrige Systemtemperatur | Verminderung der Wärmeverluste |
Hilfsenergie | | Verminderung der Pumpenstromkosten |
Der Betreiber wünscht eine schnelle Wiederaufheizung | | Energetischer Unsinn, aber es gibt keinen Ärger in Mietgebäuden |