Seit Jahrzehnten wurden Altbauten vor allen Dingen in Norddeutschland mit durchgehenden Luftschichten im Außenwandmauerwerk (Hohlmauerwerk) gebaut , die vorrangig zum Feuchteschutz eingesetzt wurden. Die Be- und Entlüftung erfolgte über Öffnungen in den Keller- und Dachräumen. Auch eine Be- und Entlüftung der Holzbalkendecken wurde in diese Bauweise mit einbezogen. Das Zweischalige Mauerwerk (Hohlmauerwerk) mit äußerer Verblendung (Klinkerfassade) ist auch heute noch zulässig, wird aber mit zusätzlicher Wärmedämmung im Hohlraum bzw. mit Dämmsteinen als innere Schale ausgeführt.
Bei einer zweigeschossigen Bauweise, bei der das Erdgeschoss aus einer inneren Mauer aus 24 cm - Ziegel, einer Luftschicht von 2 bis 10 cm und einer äußeren Verblendung (Klinkerfassade) aus 12 cm - Ziegel besteht, aber das obere Geschoss besteht nur aus zwei Mauern von je 12 cm. Aus statischen Gründen wurden beide Schalen mit Mauerankern verstrebt, bestehend aus speziellen Eisendrahtstäben bzw. Flacheisen, in Teer getauchten Bindersteinen oder/und durchgehenden Ziegelschichten.
Da sich bei dieser Bauweise die Luft in diesen Luftschichten bewegt und über Öffnungen und Fugen
mit der Außenluft verbunden ist, kann sehr viel Wärmeenergie
entweichen. Die Folge ist, dass diese Luftschicht keine dämmende Wirkung
hat, die Innenflächen so stark auskühlen, dass deren Temperatur sich
dem Taupunkt nähert, wodurch eine Schimmelgefahr vorhanden ist.
Außerdem entstehen bei einer nichtfachgerechten Bauausführung (z. B. herabgefallener und nicht abgeputze Mörtelfugen) Wärmebrücken und eine fehlende Belüftung.
Eine nichtbelüftete Luftschicht kann im Winter die ruhende Luftschicht eingeschränkt als Wärmedämmschicht nutzen. Eine hinterlüftete Luftschicht kann im Sommer den Wärmeeintrag an die Innenwand durch die Luftströmung minimieren.
Die
zweischaligen Außenwände (
Hohlmauerwerke) wurden bis in die
60er Jahre des letzten Jahrhunderts
ohne Dämmung mit
Luftschichten bis
8 cm und zwischen 1960 und 1980 meistens nur
Luftschichten (
Trennfugen) von
1 bis
2 cm gebaut, die teilweise durch unsaubere Bauweise im unteren Bereich mit
Mörtel- und
Steinreste gefüllt waren. Da die
Energiepreise noch
sehr niedrig waren, wurde auf eine gute
Wärmedämmung nicht viel Wert gelegt. Schätzungen gehen davon aus, dass noch ca.
20 % der
Altbauten diese Außenwände haben.
Die Hohlräume haben eine
ruhende Luftschicht, eine
schwach belüftete Luftschicht oder eine
stark belüftete Luftschicht. Diese Außenwände wurden in der Regel nach der Bauweise
12-7-24, aber auch
12-7-12 aufgebaut.
Ein
Wandaufbau sieht in der Regel folgendermaßen aus:
• 12 cm Verblender (Vollziegel)
• 7 cm
Luftspalt (ruhende
Luft)
• 24 cm Kalksandstein
• 2 cm Innenputz (
Zementputz)
Die
ruhende Luftschicht hat eine mäßige
Dämmeigenschaft und ergibt einen
U-Wert ( ca.
1.37 W/m2K). Mit zunehmenden
Undichtigkeiten (schwach belüftet)
verschlechtert sich die
Dämmwirkung und dadurch auch der
U-Wert. Bei einer
stark belüfteten Luftschicht liegt an der
Innenschale die
Außenluft mit der entsprechenden
Temperatur an und dadurch beginnt an dieser Stelle die
Heizlastberechnung und hat einen
U-Wert (ca.
2.14 W/m2K).
Außerdem hat diese Bauweise konstruktiv bedingte Schwachstellen:
• Setzungsrisse im Mauerwerks
• poröse und rissige Fugen
• offene Mauerkronen
• undichte Stellen an Rolläden, Türen und Fenstern
• Undichtigkeiten an den Einkragungen der Holzbalkendecken
• nachträgliche Öffnungen zur Feuchteabfuhr z.B. nach Schimmelpilzbildung
• Undichtigkeiten durch nachträgliche Bohrungen oder Durchbrüche durch
Installationen (Schalter, Steckdosen, Leitungen, Rohre,
Heizkörperkonsolen)
Um Heizkosten zu reduzieren und das Raumklima zu verbessern, können die zweischaligen Außenwände mit einer nachträgliche Kerndämmung ausgestattet werden. Vor dieser Maßnahme muss geklärt werden, ob es sich um eine ruhende Luftschicht handelt und wie der Zustand der Luftschicht ist. Eine Überprüfung kann durch Thermografieaufnahmen, einer Kamarabefahrung (Endoskopie) und/oder einer Nebelmaschine (Feststellen von Undichtigkeiten) stattfinden.
Die Luftschicht kann mit Einblasdämmstoffen oder Ortschaum gefüllt werden. Der Dämmstoff wird dabei durch in die Außenmauer gebohrte Löcher eingebracht.
Bei rieselfähigen Dämmstoffen (z.B. EPS-Granulat, Blähperlit und Aerogel) sind nur wenige und kleine Einblaslöcher notwendig, da sich diese Materialien sehr gut auch in kleinen bzw. schmalen Hohlschichten (bis 7 cm) verteilen. Die Voraussetzung für diese Dämmstoffe sind dichte Mauerwerke, damit es nicht zu einer Durchrieselung kommen kann. Bei größeren bzw. breiten Hohlschichten können faserige Dämmstoffe (z.B. Steinwolle und Glaswolle verwendet werden. Diese sind kostengünstiger und verhaken sich untereinander und mit dem Mauerwerk.
Stark belüftete Luftschichten müssen vor einer Füllung auf auf die Eignung des Dämmstoffes geprüft bzw. berechnet werden.
Für diese Sanierungsmaßnahmen stehen diverse Förderungsprogramme mit Zuschüssen, Krediten und tilgungsfreier Anlaufzeit zur Verfügung. Außerdem gewinnt die Immobilie bei der Bewertung durch einen Energieausweises eine immer größere Bedeutung.
Die
Flächen sollten mit einer
Wärmebildkamera überprüft werden, ob keine
Wärmebrücken vorhanden sind.
Zweischalige Außenwände werden auch im Zeitalter der
Niedrigenergie - und
Passivhäuser bei
Neubauten eingesetzt. Vor allen Dingen, wenn der
Bauherr die optisch unschönen glatten eintönigen Außenfassaden mit dem
Wärmedämmverbundsystem (WDVS) nicht haben möchte und eine
Ziegel- bzw. Klinkerfassade vorzieht. Die Häuser mit zweischaligen Außenwänden können mit einer
Dämmung aus
EPS-, XPS-,
PUR- und
Mineralfaser-Dämmplatten von
100 und
120 mm die gleichen Dämmstandards haben.
Bei einer zweischaligen Außenwand gibt es eine klare Trennung der Funktionen. Das Hintermauerwerk hat eine tragende Aufgabe (tragende Innenschale). Die Dämmschicht und die unbelüftete Luftschicht (mindestens 40 mm) verbessern den U-Wert der Wand. Das Vormauerwerk (Verblender) soll die Dämmschicht und das Hintermauerwerk vor Witterungseinflüssen (Schlagregen, Temperaturwechsel, Feuchtewechsel, UV-Strahlung, Luftschadstoffe) schützen und gibt dem Haus ein ästhetisches Aussehen.
Für die Herstellung massiver zweischaliger Außenwände (Vor- und Hintermauerwerk) werden werden folgende Materialien verwendet:
• Backsteine, Mauerziegel oder Ziegelsteine (gebrannt aus Ton oder Lehm)
• Kalksandsteine
• Lochziegel (Hohlziegel, z. B. Poroton)
• Porenbetonsteine (Gasbeton z. B. Ytong)
• Blähton- und Leichtbetonsteine
• Bimssteine
• Schalungs- und Leichtbausteine
• Vormauerziegel (Verblender - hohe Festigkeit, frostbeständig, regenabweisend, geringere Wasseraufnahmefähigkeit)
Der Aufbau der Außenwand bzw. der U-Wert ist von der Art des Hauses (KfW Effizienzhäuser, Niedrigenergiehaus, Passivhaus, Nullenergiehaus, Plusenergiehaus), das geplant wird, abhängig. Der winterliche und sommerliche Wärmeschutz sind in der Energieeinsparverordnung (EnEV) und der DIN 4108-2 "Mindestanforderungen an den Wärmeschutz" festgelegt.
Leistungsträger dieser Komplettlösung für die
zweischalige Wand von Wienerberger ist der neue
Poroton-T8-MW in einer Stärke von
24 cm. Bei einer
10 cm starken
Dämmung in WLG 035 wird ein
U-Wert von
0,16 W/m²K erreicht und gleichzeitig die Außenwand schlanker. Der Hersteller punktet dabei als Systemanbieter, indem er das gesamte, bauphysikalisch abgestimmte Zubehör liefert.