Die
Heizlast eines Gebäudes und der Räume muss grundsätzlich nach der
DIN EN 12831 rechtssicher berechnet werden. Wenn in
Altbauten (Bestandsanlagen) keine Unterlagen vorhanden sind und/oder die Wandaufbauten und
Fenstergüte bzw. -dichte nicht bekannt sind, so gibt es
verschiedene Methoden, die
Gebäudeheizlast zur Auslegung des
Wärmeerzeugers zu ermitteln. Hierzu gehört hauptsächlich das
Hüllflächenverfahren nach dem
Beiblatt 2 der
DIN EN 12831.
Wenn der
Jahres-Energieverbrauch eines Gebäudes bekannt ist, kann die Hilfe der Vollbenutzungsstunden geschätzt werden.
Vollbenutzungsstunden für Überschlagsrechnungen, gültig für Düsseldorf
Gebäudeart | Vollbenutzungsstunden (h/a) |
Einfamilienhaus | 2100 |
Mehrfamilienhaus | 2000 |
Bürohaus | 1700 |
Krankenhaus | 2400 |
Schule, einschichtiger Betrieb | 1100 |
Schule, mehrschichtiger Betrieb | 1300 |
Quelle: VDI 2067 Blatt 2 (Dez.93) |
Die
Gebäudeheizlast wird über die Formel:
QN,Geb = QHa / ( fV x bVH)
QN,Geb - Gebäudeheizlast (kW) = / ( x )
QHa - Jahres-Heizwärmeverbrauch (kWh/a)
fV - Umrechnungsfaktor für andere Orte als Düsseldorf
bVH - Vollbenutzungsstunden für Düsseldorf
Witterungsbereinigung
Wenn man die Jahresverbrauchswerte miteinander vergleichen will, dann muss die Witterung an dem jeweiligen Standort des Gebäudes des jeweiligen Jahres beachtet werden. Bei einer Untersuchung einer langfristigen Entwicklung des Energiebedarfs müssen die jährlichen Verbräuche erst witterungsbereinigt werden. Die Gradtage wurden eingeführt, um die klimatischen Unterschiede bewerten zu können. Sie werden für jeden einzelnen Tag berechnet und für das ganze Jahr aufaddiert. Hier wird davon ausgegangen, dass erst bei Außentemperaturen von unter 15°C geheizt werden muss. Für diese Tage wird die mittlere Außentemperatur bestimmt und die Differenz zu 20 °C gebildet.
Die Gradtage für ein Jahr sind demnach die Summe der Temperaturdifferenzen (20 °C minus mittlerer Außentemperatur) aller Gradtage für diesen Zeitraum. Je größer der Wert der Gradtage (gemessen in Kelvintagen pro Jahr) ist, desto kälter war es im betreffendem Zeitraum und desto höher ist der Heizenergiebedarf.
Die Gradtage werden vom Deutschen Wetterdienst (dwd) für viele Orte in Deutschland ermittelt. Aber auch viele Energieversorger bestimmen die Gradtage. In Nordrhein-Westfalen veröffentlicht die EnergieAgentur.NRW regelmäßig aktuelle Werte für vier repräsentative Standorte.
Die Höhe der Wärmeverbrauch in einem durchschnittlichen Jahr kann über das Verhältnis der aktuellen Gradtage zum langjährigem Mittel berechnet werden.
EVH = EVgH · Gm/G
EVH - bereinigter Heizenergieverbrauch [kWh/a]
EVgH - außentemperaturabhängiger Heizenergieverbrauch [kWh]
G - Gradtage [K · d]
Gm = langjähriges Mittel der Jahresgradtage in [K · d/a]
Heizlastabschätzung
Für die
Dimensionierung einer
Wärmepumpe ist es möglich, die Heizlast anhand einiger Parameter der
EnEV-Berechung abzuschätzen. Das Ergebnis hat meist weniger als +/-5% Abweichung von einer
Heizlastberechnung nach
DIN 12831 und ist für die Auslegung der
Wärmepumpe und Wärmequelle ausreichend. Für die Planung der
Heizflächen und der
Be- und Entlüftung ist eine
raumweise Berechnung der
Heizlast nach DIN 12831 unbedingt erforderlich.
"Schweizer Formel" (Daumen-Formel)
- Unter 800 m ü M mit Warmwasser: Jährl. Oelverbrauch in Litern/300 bzw. kWh/3.000
- Unter 800 mü M ohne Warmwasser: Jährl. Oelverbrauch in Litern/265 bzw. kWh/2.650
- Über 800 m ü M mit Warmwasser: Jährl. Oelverbrauch in Litern/330 bzw. kWh/3.300
- Über 800 m ü M ohne Warmwasser: Jährl. Oelverbrauch in Litern/295 bzw. kWh/2.950
Auslastungsmessung - Messen der Gebäudeheizlast über die Brennerlaufzeit
Vor einem
Austausch eines
Wärmeerzeugers (besonders bei dem Einbau von
Wärmepumpen) sollte besonders in
älteren Häusern oder in Häusern
ohne Bauunterlagen die
Heizlast (Wärmebedarf) ermittelt werden. In den meisten Fällen wurden die
Kessel erheblich
überdimensioniert ("Zitterzuschlag") oder überhaupt nicht berechnet. Die Folge waren unnötiges Takten ("
Kuhschwanzheizung") und ein unwirtschaftlicher Betrieb.
Da eine Berechnung nach DIN EN 12831 aufgrund fehlender Unterlagen sehr aufwendig oder teilweise unmöglich ist, kann die Heizlast an der bestehenden Heizungsanlage aus den Laufzeiten der Kesselanlage gemessen werden. Aber für die Auslegung der Heizflächen, der Rohrnetzberechnung und dem hydraulischem Abgleich muss die Raumheizlast immer gerechnet werden.
Die Vorgehensweise ist
- Der Messtag muss ein bedeckter Tag mit Außentemperaturen unter
+5 °C (besser sind AT zwischen 0 °C und -5 °C und etwas Wind sein. Die
Messung kann auch nach dem Sonnenuntergang durchgeführt werden. Auf
jeden Fall darf keine Fremdwärme das Heizen beeinflussen.
- Der Wärmeerzeuger darf nicht modulierend oder mehrstufig betrieben werden (Modulation abschalten)
- Trinkwassererwärmung abschalten oder vorher aufheizen
- Ermittlung der tatsächlichen Leistung des Wärmeerzeugers:
- Bei Gaskesseln den Gasdurchsatz am Gaszähler über eine Minute ablesen und mit dem Brennwert
des Gases (kWh/m³) multiplizieren. Der Brennwert ist in der Gasrechnung
oder auf der Homepage des Gasversorgers zu finden. Der Brennwert ist
mit den Faktor 0,9 auf den Heizwert umzurechnen. Der errechnete Wert ist
mit dem feuerungstechnischen Wirkungsgrad aus dem
Schornsteinfegerprotokoll zu multiplizieren.
- Bei Ölkesseln
ist die eingestellte Nennbelastung auf dem Einstellprotokoll des
Brenners der Wartungsfirma zu finden. Ansonsten sollte bei der nächsten
Wartung nachgefragt werden. Sollte die eingestellte Kesselleistung nicht
zu ermitteln sein, ist der mittlere Wert der auf dem Typenschild
angegebenen Nennleistungsbereich anzunehmen. Besser wäre es in diesem
Fall, den tatsächlichen Öldurchsatz auszugelitern, was aber nur durch
einen Fachbetrieb erfolgen sollte. Die Umrechnung ist wie bei dem
Gaskessel durchzuführen.
- Die Thermostatventile oder
die Raumregler (ERR) müssen auf die üblichen Raumtemperaturen
eingestellt und alle Räume einige Stunden (ca. 1 bis 3 Stunden) beheizt
worden sein. Der Aufheizvorgang des Gebäudes muss abgeschlossen sein.
- Die Lüftung (Fensterlüftung oder kontrollierte Lüftung) sollte, wie es täglich üblich ist, ausgeführt werden.
- Messen der Außentemperatur.
- Messen der Lauf- und die Stillstandszeiten der Kesselanlage (über ca. 3 Stunden) mit einer Stoppuhr.
- Errechnen des Anteils der Kessellaufzeiten an der gesamten Messdauer.
- Errechnen der Differenz aus der mitteren gewünschten Raumtemperatur und der vorhandenen Außentemperatur.
-
Errechnen der Differenz aus der mitteren gewünschten Raumtemperatur und
der Normaußentempertur nach DIN EN 12831 für den Standort der Anlage
(zwischen -10 und -16 °C).
- Die gemessenen Werte in eine Excel -Tabelle oder Programm eintragen
Eine
andere Methode ist die Auslegung über die
Spezifische Heizlast. Aber auch das ist nur eine
Schätzmethode.