Im Corona-Virus-Zeitalter müssen in vielen Gebäuden bzw. Räumen die Lüftungsempfehlungen gravierend umgestellt werden. Hier ist das Ziel, die mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) belasteten Aerosole nach Außen abzuführen. Das bedeutet, es muss öfter und längere Zeit mit größeren Luftmengen gelüftet werden.
Raumluftreiniger (Raumluftfilter) sollten in Räumen eingesetzt werden, in denen eine ausreichende Lüftung nicht möglich ist, weil die Fenster nur auf Kipp (z. B. Lüftungsfenster [Oberlichter]) oder aus Sicherheitsgründen nicht voll geöffnet werden dürfen oder die vorhandenen lüftungstechnischen Anlagen (z. B. Kontrollierte Wohnungslüftung - KWL) den Volumenstrom nicht ausreichend erhöhen können.
Immer mehr Wohngebäude werden aufwendig gedämmt und luftdicht gebaut bzw. renoviert. Ein natürlicher Luftwechsel durch undichte Fenster und Fassaden ist nicht mehr vorhanden. Auch die natürlichen Kondensationsflächen (kalte Fensterflächen) werden durch neue Isolierglasfenster beseitigt.
So wird natürlich Energie gespart, aber die Folge ist, dass es immer mehr unbelüftete Räume gibt und die Räume feucht werden, was zu Schimmelpilzbefall führen kann. Dadurch können erhebliche Schäden an der Bausubstanz entstehen. Eine immer wieder auftretende zu hohe Luftfeuchtigkeit, die sich evtl. auch an Isolierfenstern niederschlägt, kann auch auf einen Wasserschaden an Trink- oder Heizungswasserleitungen bzw. auf Undichtigkeiten in der Haushülle hinweisen.
In einem 4-Personen-Hausalt können an einem Tag ca. 10 bis 14 Liter Wasser in Form von Wasserdampf an die Raumluft abgegeben werden. Einige Studien gehen sogar von bis zu 15 Liter aus.
| Liter (kg)/Stunde |
Person (je nach Tätigkeit) | 0,030 bis 0,200 |
Kochen | 0,400 bis 0,800 |
Geschirrspüler | 0,200 bis 0,400 |
Duschen | 1,500 bis 3,000 |
Wannenbad | 0,600 bis 1,200 |
Pflanzen | 0,007 bis 0,020 |
| 2 Pers. | 3 Pers. | 4 Pers. | mehr als
4 Pers, |
tägliche Feuchtebelastung in Liter/Tag | 8 | 12 | 14 | 15 |
Da vor allen Dingen in
Altbauten keine
Kontrollierte
Wohnungs
Lüftung eingesetzt wird und z. B. durch das erneuern der
Fenster der natürliche
Luftwechsel nicht mehr gewährleistet ist, ist das
richtige Lüften besonders
wichtig. Hier ist der Einsatz von einem
Raumluftfeuchtemessgerät sinnvoll, der dem Nutzer zeigt,
wann gelüftet werden muss. So kann z. B. ein
Thermo-Hygrometer-Datenlogger oder ein
Klimadatenlogger anzeigen, wann die
Relative Luftfeuchte zu hoch ist oder die
Raumluftqualität nicht mehr gut ist..
Dichtheit des
Gebäudes | Mehrfamilienhaus Luftwechsel bei 50 Pa in h-1 | Einfamilienhaus Luftwechsel bei 50 Pa in h-1 |
| | |
sehr dicht | 0,5 - 2,0 | 1,0 - 3,0 |
mittel dicht | 2,0 - 4,0 | 3,0 - 8,0 |
weniger dicht | 4,0 - 10,0 | 8,0 - 20,0 |
Quelle: Klaus-Hermann Ries
Eine
hohe CO2-Konzentration ist ein Indikator für vom Menschen verursachte
Geruchsbelastung, wobei ein niedriger CO
2-Gehalt jedoch
keine Aussagekraft über die tatsächliche
Qualität der Raumluft hat. Je nach dem Aktivitätsgrad werde von einem Menschen zwischen
12 (in einer Ruhephase) und
150 (beim Sport)
Liter CO2/Stunde produziert. Ein Anteil von 350 ppm in der Raumluft ist normal. Bei einem Anteil von < 5000 ppm (
MAK-Wert) sind keine durch CO
2 hervorgerufenen Gesundheitsbeeinträchtigungen zu erwarten. Oft sind es
Schadstoffe aus Bau- und Einrichtungsmaterialien, die zu
Gesundheitsschäden führen können, so z. B. durch
Formaldehyt.
In Gebieten mit hoher
Radonemission sind grundsätzlich Zangslüftungen vorzusehen.
Grenzwerte für Schadstoffemissionen in der Luft für
CO2 und
CO:
CO2:
- MAK - Wert (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) max. 5000 ppm
- Pettenkoffer (Untersuchungen der Raumluftqualität) max. 1000 ppm
- unter 25% PD (Prozentzahl Unzufriedener) max. 1000 ppm
- Auftreten von Müdigkeit (Umweltbundesamt) > 2000 ppm
- Richtlinie für Schulräume (Umweltbundesamt) max. 1500 ppm
- Gesundheitliche Schäden > 15000 ppm
CO: - MAK - Wert (Maximale Arbeitplatz-Konzentration) max. 30 ppm
Freie Lüftung - Natürliche Lüftung
Grundlage des richtigen Lüftens ist der
Austausch der Raumluft. Die richtige Vorgehensweise und die Dauer der
natürlichen Lüftung (
freie Lüftung) ist von der
Temperaturdifferenz von Innen- und
Außenluft und vom
Windanfall abhängig. Außerdem muss nur gelüftet werden, wenn die relative
Luftfeuchtigkeit zu hoch ist oder eine Schadstoffbelastung durch Einrichtungsgegenstände oder der Nutzung der Räume vorhanden ist.
Auch die "
Berliner Lüftung" funktioniert trotzt Nachrüstung eines
Ventilators nicht mehr, weil auf Grund der dichten
Fenster bzw. Außenhülle nicht genügend
Außenluft nachströmen kann. Die "
Kölner und Dortmunder Lüftung" ist modernen Häusern ein
Energiefresser, weil sie keine WRG haben und schlecht regelbar sind.
Fensterlüftung
Die
Fensterlüftung (
Bedarfslüftung) ist in vielen Häusern auch heutzutage noch die einzige Möglichkeit, die Räume zu lüften. Dabei ist sie auch relativ energiesparend. Sie muss nur richtig durchgeführt werden. Hierbei kann man noch unterscheiden, ob der Hintergrund des Lüftens der
Abtransport von
Schadstoffen und
Feuchtigkeit oder das
Nachtkühlen der Wohnung ist.
Welche
Lüftungsart (
Stoßlüftung oder
Querlüftung) eingesetzt werden kann hängt von verschiedenen Faktoren ab.
- Temperatur- bzw. Dichteunterschied zwischen Außen- und Innenluft
- Windanfall
- Art der Fenster
- Lage der Räume
In den kalten Jahreszeiten ist es sinnvoll, ein
Hygrometer oder
Hygrotemperaturmessgerät einzusetzen, um die jeweilige
relative Luftfeuchtigkeit feststellen zu können und entsprechend zu reagieren. Für gewerbliche Zwecke und private "Bastler" ist der Einsatz eines
Thermo-Hygrometer-Datenlogger zu empfehlen.
Bei den Lüftungsvorgängen sollten die Einrichtungsgegenstände und Wände
nicht abkühlen,
denn diese sorgen erstens zu einem schnellen Wiederaufheizen der
Raumluft und zweitens müssen die Teile nicht wieder erwärmt werden.
Nicht- oder
eingeschränktbeheizte Räume sollten
vor dem Lüften
erst einmal
aufgeheizt werden, damit die
Luft Feuchtigkeit aufnehmen und nach außen transportieren kann.
Die
Querlüftung (
Durchzugslüftung) ist die
wirkungsvollste Lüftungsart. Hiebei werden die
Fenster an den
entgegengesetzten Gebäudeseiten und die
Raumtüren der entsprechenden Räume
vollständig geöffnet. Je nach
Windanfall und der
Temperaturdifferenz zwischen Außen- und Raumluft ist schon in
kürzester Zeit die Raumluft
vollständig ausgetauscht.
Bei den Lüftungsvorgängen sollten die
Einrichtungsgegenstände und
Wände nicht abkühlen, denn diese sorgen erstens zu einem schnellen wieder aufheizen der Raumluft und zweitens müssen die Teile nicht wieder erwärmt werden.
Die
Stoßlüftung kann in kurzer Zeit den größten Teil der Raumluft austauschen. Hier werden
ein oder
mehrere Fenster eines Raumes, die an der
gleichen Hausseite liegen,
vollständig in Drehrichtung
geöffnet. Aufgrund der
Tempemperaturdifferenz der Außen- und Raumluft (
Dichteunterschied) wird die Raumluft abgeführt. Nur die
Luftmenge über der Oberkannte der
Fenster kann kann aufgrund der geringeren Dichte
nicht ausgetauscht werden. Je nach Höhe der
Luftfeuchtigkeit der Raumluft
beschlagen die
kalten Außenfläche der
Fenster bei dem rausströmen der Raumluft. So kann man während der kalten Jahreszeit
erkennen,
wann die warme feuchte Raumluft
ausgetauscht ist.
Ein auf
kippstehender Fensterflügel ist eine
energiefressende Art des Lüftens, denn dadurch wird kein
ausreichender Luftwechsel erreicht. Dabei
kühlen die
Fensterlaibungen aus, sind somit die
kälteste Stelle im Raum, es
kondensiert die
ausströmende Luft und bieten dem
Schimmelpilz einen idealen Nährboden. Außerdem findet die Lüftung
unkontrolliert statt und
widerspricht dem
Einbruchschutz des Gebäudes. Auch die
Fensterfalzlüfter (ohne
KWL) können als
unkontrollierte Lüftung bezeichnet werden, weil hier der
Windanfall und die
Temperaturdifferenz eine ausschlaggebende Rolle spielt.
Bei der
Nachtkühlung werden die
Fenster erst
geöffnet, wenn die Außentemperaturen erheblich
niedriger gegenüber der Raumtemperatur sind. Dies wird in der Regel in den
Morgen- und Vormittagsstunden der Fall sein. Hier können evtl
auch gekippte Fenster ausreichend lüften.
Passivhäuser, Sonnenhäuser und
Wintergärten haben
große Fensterflächen , die
Sonneneinstrahlung zur
Wärmegewinnung zu nutzen. In vielen Fällen ist es nicht oder nur schwer möglich,
Fenster von Hand zu betätigen, zu Öffnen und zu Kippen. Hier bietet sich eine
Fensterantriebstechnik an.
Auch
ohne eine
mechanische Lüftungsanlage ist ein regelmäßiger
automatischer Luftaustausch in Wohn-, Geschäfts- und Gewerbebereichen durch die
Sensorkombination von
Luftfeuchte- und
VOC-Sensor in Verbindung mit Elektro- und Solarfenstern (
Automatikfenster) möglich. Die
Luftqualitätssteuerung (Luftqualitätsregler) steuert die Fensteröffnung bedarfsgerecht.
Wer eine
Lüftungszeit nennt, kennt nicht die fachlichen Hintergründe und handelt unseriös, denn wie es das Wort -
Bedarfslüftung
- schon sagt, soll nach Bedarf gelüftet werden. Und der Bedarf ist in
verschiedenen Wohnungen nie gleich. Außerdem beziehen sich alle
empfohlenden Lüftungszeiten der
Fensterlüfung auf "
Windstille", also auf
Wetterverhältnisse ohne "
Windanfall", die nur sehr selten vorkommen.
Auch das immer wieder geforderte
Abstellen der Heizkörperventile während des (kurzen) Lüftens ist m. M. nach
nicht notwendig,
da das Ventil nach dem Lüften sowieso aufmacht, um die kalte
Luft
wieder aufzuheizen. Außerdem gibt der Heizkörper, auch wenn er
abgestellt ist, weiterhin
Wärme ab. Und wer stellt schon den Heizkörper
ab und wartet bis er abgekühlt ist
:>)) So ist es z. B. auch nicht notwendig, zu lüften, wenn niemand im Hause ist oder keine übermäßige Feuchtigkeit oder kein Schadstoffanfall vorhanden ist.
Hier sollte man sich einmal mit der Behaglichkeit befassen.
Auf der anderen Seite sollte
beim Kochen ein
Phrasenabzug eingesetzt werden.
Nach jedem
Duschen oder
Baden ist
grundsätzlich zu lüften und die
Fliesen und die Dusch- oder
Badewanne sollte
trockengewischt werden, weil eine
Fensterlüftung die Feuchtigkeit nicht zuverlässig abtrocknet.
Die in vielen Energiespartipps angegebenen Lüftungszeiten halte ich
für sinnlos, ja sogar für fahrlässig, weil sich die Zeit einer
Bedarflüftung nach der jeweiligen Art der Lüftung und den Gegebenheiten
ergibt.
Bei jedem Lüftungsvorgang soll nur die Raumluft
ausgetauscht werden. Eine zu lange Lüftungszeit kühlt die Wände, Decke,
Fußboden und Gegenstände im Raum ab und erfordert einen unnötig hohen
Energieaufwand, um diese wieder zu erwärmen.
Für
jeden Neubau und für
jede Renovierung von
Altbauten ist die Erstellung eines
Lüftungskonzeptes notwendig, wenn im Ein- und Mehrfamilienhaus mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht bzw. im Einfamilienhaus mehr als 1/3 der Dachfläche neu abgedichtet wird.
Die
neue DIN 1946-6 (Mai 2009)
zeigt
Lösungsmöglichkeiten, wie ein
ausreichender Luftwechsel in Wohnungen zu erreichen ist.
Je nach dem
Lüftungsverhalten bzw. der
Lüftungsart können folgende
Luftwechsel erreicht werden:
*Gekippte
Fenster sollten nicht angewendet werden, da sie oft vergessen werden und dadurch u.a. eine unkontrollierte Lüftung stattfindet.
Natürlich ist der Einsatz einer
Kontrollierte Wohnungslüftung (KWL) die beste Möglichkeit, eine Wohnung nach dem tatsächlichen Bedarf zu lüften. Natürlich gehe ich hier von einer fachgerecht geplanten und gebauten
raumlufttechnischen Anlage aus und nicht von irgendwelchen Bastlerlösungen.
Eine
mechanische Lüftung (
KWL) kann nur dann funktionieren, wenn während des Betriebes die
Fenster und
Außentüren geschlossen sind. Wer das Lüften mit einer KWL nicht gewohnt ist, sollte auf jedem Fall die
Fenster und Türen mit
Kontaktschalter versehen, die offene
Fenster bzw. Türen melden und die
Lüftung und evtl. auch die
Heizkreise abschalten.
Für
jeden Neubau und für
jede Renovierung von
Altbauten ist die Erstellung eines
Lüftungskonzeptes notwendig, wenn im Ein- und Mehrfamilienhaus mehr als 1/3 der vorhandenen
Fenster ausgetauscht bzw. im Einfamilienhaus mehr als 1/3 der Dachfläche neu abgedichtet wird.
Besonders in Ferienhäusern bzw. -wohnungen aber auch in Mietshäusern wird nicht besonders darauf geachtet, dass die Fenster währender Heizperiode nur kurzzeitig zum Lüften geöffnet werden sollten. Wie oft kann man beobachten, dass viele Fenster auf der "Kipp-Stellung" geöffnet sind. Diese Tatsache führt nicht nur zu unnötig hohen Energieverlusten, sondern auch zu Bauschäden (Schimmelpilz) an den Fensterlaibungen.
Hier ist der Einsatz von Fenstersensoren sinnvoll, die die Heizkörperthermostatventile schließen, wenn die Fenster geöffnet werden. Diese Regelung gibt es als Einzelbauteile-Sets oder sie werden in die Heizungsregelung integriert.
So regelt z. B. ein Stellantrieb beim Lüften die Temperatur, um Heizkosten zu sparen. Mit einem Fenstersensor wird die Temperatur nur während der Fensteröffnung heruntergeregelt. Aber auch ohne Fenstersensor erkennt der Stellantrieb eine stark absinkende Temperatur durch das Lüften automatisch und regelt die Wärmezuführ runter.
Ob das bei dem richtigen Lüften überhaupt notwendig ist, wage ich zu bezweifeln.